Franco A. redet im Prozess über Wetter – Pflichtverteidiger will von Mandat entbunden werden
Frankfurter Rundschau
Ob Franco A. einen Terrorakt plante, ist noch unklar. Der Prozess gestaltet sich als zäh. Richter und Verteidiger sind zunehmend genervt.
Frankfurt – Niemand redet derzeit über das Wetter. Außer Franco A. Am Donnerstag ist auf A.s Antrag ein Zeuge geladen, ein Polizist aus Baden-Württemberg, den A. vor ein paar Jahren bei einem Treffen seiner Prepper-Chatgruppe im schwäbischen Albstadt kennengelernt hatte. „Kannst du dich erinnern, wie damals das Wetter war?“, will A. wissen.
Zuvor hatte schon der Vorsitzende Richter des Staatsschutzsenats, Christoph Koller, Fragen an den Zeugen gehabt. Etwa die, was er bei den Verschwörungsfreunden, die sich auf den nächsten Weltkrieg vorbereiten, gemacht habe. Das habe ihn seine Familie damals auch gefragt, sagt der Zeuge. „Die dachten, ich sei bekloppt geworden. Im Nachhinein muss man sagen, dass sie nicht ganz unrecht hatten.“ Wie er denn da hineingeraten sei, will Koller wissen. „Ich bin mit dem Auto hingefahren.“
An das Wetter in Albstadt kann sich der Zeuge nicht erinnern. Im Zuschauerraum witzelt ein Gast, vermutlich würden A.s Verteidiger nun einen Experten des Deutschen Wetterdienstes laden lassen, der über das Albstädter Nachkriegswetter referiert. Hier wird mit Entsetzen Scherz getrieben, denn zumindest A.s Verteidiger Moritz David Schmitt-Fricke ist das locker zuzutrauen. Sein Kollege Johannes Hock versinkt derweil in stiller Verzweiflung, weil der Senat am vorigen Prozesstag seinen Antrag, ihn von seinem Mandat als Pflichtverteidiger zu entbinden, abgelehnt hat. Hock hat die Faxen längst dicke.
Da ist er nicht der Einzige. Richter Koller macht zunehmend den Eindruck eines Mannes, der zu einem Gershwin-Abend eingeladen wurde und vor Ort entsetzt feststellen muss, dass man ihn unter Vorspiegelung falscher Tatsachen als Gaststar in die Muppet Show getrickst hat.
Das liegt vor allem an Franco A., dessen Fragen kein Ende nehmen, zusehends doofer werden und sich immer weiter von der eigentlichen Anklage – der Vorbereitung eines Terrorakts – entfernen. Vernunftargumenten gegenüber zeigt sich A. resistent wie ein Preußenoffizier. Gutes Zureden hilft nicht. Drohen ist zwecklos. So langsam geht das an die Substanz. „So schlau, wie Sie meinen, sind Sie nicht“, attestiert Koller ihm. Da das Bundeskriminalamt die bei A.s Festnahme beschlagnahmten Computer und Handys noch nicht ausgewertet hat und keiner mehr Lust auf Francos Fragestunden hat, werden die nächsten zwei Verhandlungstage ausgesetzt. Am 18. März geht’s weiter.