Forschungsteam lüftet Geheimnis von Jupiters großem roten Fleck
Frankfurter Rundschau
Lange rätselten Wissenschaftler über das Alter des großen roten Flecks auf Jupiter. Nun gibt es endlich Antworten.
Bilbao – Seit Jahrhunderten ist der „große rote Fleck“ auf dem Planeten Jupiter bekannt. Selbst mit Amateurteleskopen kann man ihn erahnen. Es handelt sich um den größten Wirbelsturm in unserem Sonnensystem, der so groß ist, dass die Erde mehr als einmal hineinpassen würde. Doch eine Frage blieb zunächst unbeantwortet: Wie alt ist dieser Sturm auf Jupiter? Die ersten Beobachtungen stammen aus dem 17. und frühen 18. Jahrhundert. Eine der ältesten ist die des Astronomen Giovanni Cassini aus dem Jahr 1665, der von einem „permanenten Fleck“ berichtete.
Es war jedoch lange unklar, ob der „große rote Fleck“ tatsächlich so alt ist und ob er tatsächlich von Cassini beobachtet wurde. Denn 1713 wurde Cassinis „permanenter Fleck“ zum letzten Mal gesehen. Erst 1831 wurde wieder ein großer, auffälliger Fleck auf dem Jupiter entdeckt. War es der gleiche Fleck, den Cassini entdeckt hatte? Ab 1878 wurde der Sturm kontinuierlich beobachtet, sodass ziemlich sicher davon ausgegangen werden kann, dass der Sturm seit dem 19. Jahrhundert auf Jupiter existiert.
Ein Forschungsteam um Augustín Sánchez-Lavega von der Universität des Baskenlandes in Bilbao hat nun herausgefunden, dass der „permanente Fleck“ von Cassini nicht der „große rote Fleck“ ist, den wir heute auf Jupiter sehen können. Dafür wurden unter anderem historische Beobachtungen vom 17. Jahrhundert bis heute ausgewertet.
„Aus den Messungen von Größe und Bewegung haben wir abgeleitet, dass es höchst unwahrscheinlich ist, dass der derzeitige große rote Fleck der von Cassini beobachtete ‚permanente Fleck‘ war“, so Sánchez-Lavega in einer Mitteilung. „Der ‚permanente Fleck‘ verschwand wahrscheinlich irgendwann zwischen der Mitte des 18. und des 19. Jahrhunderts, sodass wir heute sagen können, dass der rote Fleck mehr als 190 Jahre alt ist.“ Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachjournal Geophysical Research Letters veröffentlicht.
Im Jahr 1879 maß die längere Achse des „großen roten Flecks“ noch 39.000 Kilometer – heute sind es nur noch etwa 14.000 Kilometer. Der Fleck ist nun runder und scheint sich schneller zu drehen. Dass der „große rote Fleck“ schrumpft, wird von der Wissenschaft seit vielen Jahren beobachtet. Mehrere Raumfahrtmissionen haben dieses Phänomen bereits aus der Nähe untersucht, zuletzt die Nasa-Raumsonde „Juno“. Sie zeigte, dass der „große rote Fleck“ auf Jupiter flach und dünn ist, was für die Wissenschaftler, die die Entstehung des Flecks untersuchen, eine wichtige Information ist.