Forscher mit neuer Theorie: Ist unser Universum doppelt so alt wie bisher angenommen?
Frankfurter Rundschau
Eine neue Theorie könnte unser Zeitverständnis des Universums über den Haufen werfen. Demnach könnte es doppelt so alt sein, wie wir bisher dachten.
München – Im Universum gibt es noch viel Unerklärliches. Ob es außer uns noch Lebensformen gibt, zum Beispiel. Und auch für viele Anomalien gibt es noch keine Erklärung. Der theoretische Physiker Rajendra Gupta von der Universität Ottawa in Kanada bringt nun eine Theorie ins Spiel, die für manche dieser Anomalien eine Erklärung liefern könnte. Die Theorie wurde eigentlich bereits von der Fachwelt abgetan, doch könnte jetzt eine zweite Chance bekommen. Es geht darum, dass unser Universum doppelt so alt sein könnte wie bisher angenommen.
Gupta kombiniert die bestehende Theorie des expandierenden Universums mit der Hypothese von der „Lichtermüdung“ und kommt zu dem Schluss, dass der Urknall vor 26,7 Milliarden Jahren stattgefunden haben könnte. Zweimal so lang her also, als man bisher schätzt. Diese zusätzlichen Jahre könnten erklären, warum die am weitesten entfernten beobachteten Galaxien, die erst seit einer halben Milliarde Jahren existieren sollten, überraschend ausgereift erscheinen. Guptas Forschung wurde in den Monthly Notices der Royal Astronomical Society veröffentlicht.
Überhaupt erscheint es kaum möglich, das Universum überhaupt nach dem Alter zu schätzen. Ein wenig erinnert es an die Schätzung des Geburtstags eines Kindes anhand seiner Größe. Objekte in der Ferne – in jede Richtung – sehen etwas rötlicher aus, als ihre charakteristischen Lichtmuster vermuten lassen. Die wahrscheinlichste Erklärung ist, dass sich der Raum ausdehnt und diese Lichtwellen wie eine gezogene Feder ausdehnt, schreibt ScienceAlert. Da Licht Zeit braucht, um sich fortzubewegen, ist rötlicheres Licht älteres Licht, da es über eine größere Entfernung gezogen wurde. Wenn man diese geschätzte Wachstumsrate rückwärts betrachtet, kann man mithilfe der Expansion bestimmen, wann das Universum ein kompaktes Volumen war, in dem es vor konzentrierter Energie brodelte.
Der Versuch zu erklären, warum Licht in der Ferne rötlicher aussieht, ist nicht neu. Bereits im Jahr 1929 vermutete der Schweizer Astronom Fritz Zwicky, dass das Licht über solch weite Strecken des Weltraums einfach seine Wirkung verliert. Weniger Energie bedeutet niedrigere Frequenz und längere Wellenlängen, wodurch sich das Spektrum heller, entfernter Objekte verschiebt. Im Grunde wurde das Licht „müde“. Während Zwicky später auf eine bahnbrechende Entdeckung stieß, die das große Geheimnis der Dunklen Materie begründete, hatte seine Hypothese von der „Lichtermüdung“ zu viele Probleme, um sich durchzusetzen. Schließlich einigte man sich auf die Theorie des expandierenden Universums.
Wie Gupta in seiner kürzlich veröffentlichten Analyse betont, schließen sich die beiden Konzepte nicht zwangsläufig gegenseitig aus. Eine Kombination könnte sogar dabei helfen, herauszufinden, warum die frühesten Quasare und Galaxien Milliarden Jahre alt zu sein scheinen. So könnte man auch erklären, warum sie trotz ihrer gut entwickelten Massen kleiner aussehen als erwartet. Guptas hybride Hypothese geht davon aus, dass das Universum tatsächlich so groß ist, wie wir glauben, da es sich durch ein Urknall-Ereignis in der Vergangenheit auf seine Größe ausgedehnt hat.