Forscher entdecken neue Primatenart im Allgäu
n-tv
Vor mehreren Jahren finden Forscher im Allgäu zwei Zähne und eine Kniescheibe. Die Fossilien sollen von einem kleinen Affen stammen, heißt es damals. Nun stellen die Experten fest, dass es sich um die Überbleibsel zweier Menschenaffen handelt, die vor rund 12 Millionen Jahren lebten.
Mit Ausnahme des Menschen leben Menschenaffen heute nur noch in tropischen Regionen - doch vor rund zwölf Millionen Jahren war das anders. Im Miozän, als es auf der Erde viel wärmer war, tummelten sich auch in Europa zahlreiche Menschenaffen-Arten. 15 kannte die Wissenschaft bisher, nun ist eine 16. Art beschrieben worden. Entdeckt hat den neuen Menschenaffen ein Forschungsteam um Madelaine Böhme von der Universität Tübingen und dem Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment. Die versteinerten Fossilien lagen in der Allgäuer Tongrube "Hammerschmiede", wo auch schon die Fossilien des Menschenaffen Danuvius guggenmosi gefunden worden waren, der 2019 erstmals beschrieben wurde und den Beinamen "Udo" erhielt.
Die neue Primatenart sei aber noch viel kleiner als der etwa ein Meter große Danuvius, schreiben die Forschenden im Fachmagazin "PLoS ONE". Sie schätzen das Gewicht auf etwa zehn Kilogramm. Der Primat sei wahrscheinlich ein guter Kletterer gewesen, der sich überwiegend von Blättern ernährte und die meiste Zeit weit oben in den Bäumen verbrachte. Die Art, die vor 11,62 Millionen Jahren lebte, erhielt den Namen Buronius manfredschmidi.
Bei den Fossilien handelt es sich um zwei Zähne und eine Kniescheibe, die wohl von zwei unterschiedlichen Individuen stammen. Ausgegraben worden seien die Stücke bereits 2011 und 2017, erzählte Böhme. "Die Funde haben uns schon damals Hinweise gegeben auf einen Affen, aber wir haben sie erst einmal beiseite gelegt." Nach der Entdeckung von Danuvius hätten sie die Fundstücke noch einmal richtig angeschaut. "Da merkten wir: Das ist überhaupt kein primitives Äffchen, sondern ein evolvierter Menschenaffe." Vor allem die geringe Größe der Buronius-Fossilien habe sie dabei erstaunt, fuhr Böhme fort. "Wir kennen keinen kleineren Hominiden. Es ist der kleinste Hominide." Außerdem sei es sehr ungewöhnlich, dass sie Knochen von zwei verschiedenen Menschenaffen- Gruppen - also Danuvius und Buronius - in genau der gleichen Fundschicht entdeckt hätten. "Sie teilten sich also einen Lebensraum", schlussfolgert Böhme.
Öl, Gas und Kohle treiben den Klimawandel kräftig an. Durch die Nutzung dieser fossilen Brennstoffe werden laut einer Studie mehr als 37 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre geblasen - erneut ein Rekordwert. Um jetzt noch das 1,5-Grad-Ziel zu schaffen, müssten Emissionen schon bald auf Null gesenkt werden.