"Foltergerät" - Magnetische Kiefersperre gegen Adipositas erntet Shitstorm
RTL
Mithilfe zweier Magnete geht der Mund nicht mehr richtig auf. Tolle Erfindung für Adipositas-Patienten oder Stigmatisierung? Netz und Experten sind sich einig.
Magenband oder Magenverkleinerung gegen Übergewicht waren gestern. Zumindest klingt es bei Forschern aus Neuseeland und Großbritannien genau so. Sie haben eine magnetische Kiefersperre entwickelt, mit der sich der Mund nur noch wenige Millimeter öffnen lässt. Feste Nahrung kann man so also nicht mehr zu sich nehmen. Die Erfindung erntet im Netz einen Shitstorm. Auch Experten kritisieren die Forscher dafür. Die rudern daraufhin etwas zurück. "Forscher der Universität Otago und des Vereinigten Königreichs haben ein weltweit erstes Gerät zur Gewichtsreduktion entwickelt, um die weltweite Fettleibigkeitsepidemie zu bekämpfen", heißt es auf der Internetseite der Universität Otago in Neuseeland. Bei Tests hätten Probandinen mehrere Kilogramm (durchschnittlich über 6kg) abgenommen, heißt es. Und das dank Magneten, die in den Kiefer eingesetzt wurden. Das ist wenig überraschend, wenn man bedenkt, dass damit quasi nur noch Flüssignahrung möglich ist. Die Kiefersperre wäre anders als ein Magenband oder eine Magenverkleinerung nicht mit einer Operation verbunden und nicht für immer. Denn nach zwei oder drei Wochen können die Magnete entfernt werden. Was die Forscher als sensationelle Entdeckung anpreisen, stößt die Netzgemeinde eher ab. Internetuser werfen den Forschern "Fat Shaming" vor, Kritiker nennen die Kiefersperre "abstoßend und entmenschlichend", vergleichen sie gar mit einem "mittelalterlichen Folterinstrument". Die Deutsche Adipositas Selbsthilfe nennt die Erfindung gegenüber Deutschlandfunk Nova eine "Stigmatisierung." Nach der Kritik äußert sich die Universität Otago auf Twitter. Im Tweet heißt es: "Zur Klarstellung: Das Gerät ist nicht als schnelles oder langfristiges Hilfsmittel zur Gewichtsabnahme gedacht, sondern soll Menschen helfen, die sich einer Operation unterziehen müssen und diese erst nach einer Gewichtsabnahme durchführen lassen können." Diese Intention hatte die Universität auch vorher schon erwähnt. In einer Mittelung hieß es: "Es sind alternative Strategien erforderlich, die eine Operation verhindern oder das Gewicht vor der Operation reduzieren und es so einfacher und sicherer machen." Langfristige Gewichtsverluste seien dann unter anderem mit einem Ernährungsberater möglich.(mol)More Related News