
Flag Football könnte Zukunft der NFL sein
DW
Der "echte" American Football kämpft gegen Probleme - hauptsächlich die vielen Kopf- und Gehirnverletzungen, die durch die Sportart verursacht werden. Die "weichere" Variante Flag Football boomt dagegen weltweit.
Im April ist es wieder so weit. In einem großen Spektakel wählt die Nordamerikanische Football-Profiliga (NFL) ihre neuen Spieler aus. Für die bedeutet der Draft den Sprung vom College-Football in den Profisport. Doch die Zukunft des American Football liegt nicht nur im College-Bereich.
In diesem Jahr wurde im Rahmen des Pro Bowl der NFL - dem Allstar-Game mit den Besten der Liga - der stets eine Woche vor dem Super Bowl stattfindet, zum ersten Mal ein Flag-Footballspiel ausgetragen. Die "weiche Variante" des Football ist kontaktlos. Statt den Gegner mit aller Macht zu tackeln und zu Boden zu bringen, genügt es, dem Spieler oder der Spielerin, die den Ball hat, ein Fähnchen, das hinten im Hosenbund steckt - die Flag - herauszuziehen, um den Spielzug zu stoppen.
Man darf die Austragung des Pro Bowl in der Flag-Variante durchaus als Zeichen der Anerkennung der inklusiven, zugänglichen Version des American Football werten. Schließlich ist Flag Football, der ohne die gesamte Sicherheitsausrüstung mit Protektoren und Helmen auskommt, kostengünstig und leicht verständlich. Er kann noch dazu von Menschen jeden Alters und Geschlechts gespielt werden - sogar in gemischten Teams mit Frauen und Männern. Gleichzeitig ist es auch Ausdruck dafür, wie Flag Football die Teilnehmerzahlen und Entwicklungsstrategien des Sports wiederbelebt.
Eine neue Studie unter Leitung des Boston University CTE Center, an dem Chronische Traumatische Enzephalopathie (CTE) erforscht wird, eine seltene Form der Demenz, die durch wiederholte Kopfverletzungen entsteht, hat ergeben, dass bei Spielern, die traditionellen Tackle-Football spielen, "wiederholte Schläge auf den Kopf auch zu weniger weißer Substanz im Gehirn führen können, was möglicherweise impulsives Verhalten und andere Denkprobleme verursacht, unabhängig davon, ob jemand CTE hat oder nicht".
Dieser weitere Beleg für die Gesundheitsschädlichkeit des American Football hat in Verbindung mit den zahlreichen Gehirnerschütterungen zu einem Rückgang der Tackle-Football-Spieler geführt. Wie Forbes im Jahr 2020 berichtete, ist in den elf Jahren zwischen 2008 und 2019 "die Gesamtzahl der Jugendlichen im Alter von sechs bis 18 Jahren, die Tackle Football spielen, um mehr als 620.000 zurückgegangen."