Flüchtende aus der Ukraine: Polen bittet um Hilfe
Frankfurter Rundschau
Die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine steigt rasant, es werden schon mehr als 1,5 Millionen Menschen gezählt. Polen bittet um Geld und Unterstützung durch Fachleute.
Warschau - Blaulicht flackert am späten Donnerstagabend (10.03.2022) in der Warschauer Jerusalemallee: US-Vizepräsidentin Kamala Harris ist im Marriott-Hotel. Gegenüber dem Glaspalast steht eine andere Art von Unterkunft: der Warschauer Zentralbahnhof aus geschwungenem Beton, Ankunftsziel und Herberge von vielen ukrainischen Flüchtlingen.
In der großen Ankunftshalle schieben sich die Massen auf der Suche nach Medikamenten, Essen, Windeln und einer Unterkunft. Züge aus dem Osten halten hier, auch Busse. Die Flüchtenden reisen zusammengepfercht; „Antischmerzsalben werden am meisten gebraucht“, so ein Helfer namens Karol hinter dem Rot-Kreuz-Stand. Man sei mittlerweile mit Medikamenten ganz gut ausgerüstet. Die chaotischen Szenen der ersten Tage sieht man am Bahnhof nicht mehr. Dennoch: Polen ist zunehmend mit den vielen aus der Ukraine geflohenen Menschen überfordert.
Laut Grenzschutz sind 1,52 Millionen Personen seit der russischen Invasion über die Grenze gekommen. „Polen fehlt die Erfahrung. Wir brauchen finanzielle, materielle Hilfe und den Rat von Experten“, appellierte Staatspräsident Andrzej Duda.
Auch die Hauptstadt kommt mit mehr als 230.000 Flüchtlingen an ihre Grenzen, Stadtpräsident Rafal Trzaskowski fordert ein von den Vereinten Nationen geschaffenes Hilfesystem oder den Einsatz des „Europäischen Katastrophenschutzes und humanitäre Hilfe“ (Echo). „Die Hilfsbereitschaft der Herzen“ müsse der Systematik weichen, so der Liberale.
Auf dem Warschauer Zentralbahnhof scheint auch mehr Ordnung eingekehrt zu sein als vor einigen Tagen. „Jeder, der eine Unterkunft sucht, der findet auch eine“, meint der Leiter der Feuerwehr. Geschlafen wird in Privatunterkünften, Sporthallen, Schulen, aber auch in Zelten.