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Fishbach „Avec Les Yeux“: Wenn der Schmetterling auf Bombast trifft
Frankfurter Rundschau
Den Achtzigern eng verbunden: Fishbachs Album „Avec Les Yeux“.
Der Albumtitel ist durchaus persönlich aufzufassen: Flora Fischbach aus Dieppe, die in ihrem Künstlerinnennamen elegant ein „c“ wegstreicht, ist es gewöhnt, nicht nur als Musikerin und Sängerin wahrgenommen zu werden, sondern auch „Avec Les Yeux“, durch die Augen ihres Publikums. Unlängst spielte sie die Rolle der Anaïs in der neunteiligen TV-Serie, die Canal plus aus Virginie Despentes’ genialem Romanwerk „Vernon Subutex“ gemacht hat, früher modelte sie für Paco Rabanne und andere Modeschöpfer.
In ihrem Pop-Projekt Fishbach spielt der visuelle Aspekt ebenfalls eine wichtige Rolle. Die Clips zu ihren Songs sind ästhetisch perfekt durchkomponierte Wunderwerke, mit Flora Fis(c)hbach als distanzierter Schönheit, die – wie im Video zum Dancehit „Masque D’Or“ – Sexyness und Humor in einer Weise ausbalanciert, wie es nur Französinnen gelingt.
So viel zum Klischee. Denn ansonsten ist La Fishbach nicht bereit, irgendwelche Stereotypen zu bedienen. Ihr vor vier Jahren erschienenes Debütalbum „À Ta Merci“ war eine dunkelschillernde Hommage an den Synthiepop der Achtziger, mit traurigen und doch tanzbaren Songs, die an French-Pop-Stars wie Desireless („Voyage, Voyage“) erinnerten, aber auch an das grandiose Duo Les Rita Mitsouko – vor allem durch Fishbachs kraftvolle, tiefe, rauchige Stimme, die manchmal „umzukippen“ scheint, Catherine Ringers nicht unähnlich.
Melancholisch, rätselhaft bis zutiefst traurig sind ihre Texte weiterhin („Je voudrai mourir / dans une fou rire“), musikalisch traut sich Fishbach auf „Avec Les Yeux“ wesentlich mehr (zu). So verwirklicht sie beispielsweise ihren Wunsch, sich wieder verstärkt dem Rock zu widmen – erstaunlicherweise begann Fishbach ihre musikalische Laufbahn nämlich in einer Metalband.
Spuren dieser Zeit zeigen sich in Gestalt furchtlos gniedelnder Gitarrensoli in schwermütigen Stücken wie „Nocturne“ und „Téléportation“ und der Powerballade „Tu Es En Vie“, in der Fishbach Englisch singt, ungewöhnlich positiv gestimmt sogar („I believe in love / I believe in me“). Mit „La Foudre“ lebt Fishbach ihre Stadionrock-Fantasien aus, schwelgt an anderer Stelle in leichtem Surfgitarrensound und angekitscht-poppiger Chansonatmosphäre.