Fischsterben: Polens Regierung spricht von "Fake News" aus Deutschland
DW
Das Klima zwischen Polen und Deutschland bleibt nach dem massenhaften Fischsterben in der Oder gereizt. Nachdem ein deutsches Labor erhöhte Werte von Pestiziden gemessen hat, warnt Polens Regierung vor Fake News.
Im Zusammenhang mit dem Fischsterben im Grenzfluss Oder spricht die Regierung in Warschau von Falschmeldungen aus Deutschland. Umweltministerin Anna Moskwa schrieb auf Twitter: "Achtung, eine weitere Fake News wird in Deutschland verbreitet!!! Pestizide und Herbizide. In Polen wurde der Stoff getestet und unterhalb der Bestimmungsgrenze nachgewiesen, d. h. ohne Auswirkungen auf Fische oder andere Tiere, und ohne Verbindung zum Fischsterben." Die Substanzen seien in Fischen nicht entdeckt worden, so Moskwa in einem weiteren Tweet. Aus ihrer Sicht sei das "ein ungerechtfertigter Angriff auf die Landwirtschaft. Erst die Industrie, jetzt die Landwirtschaft? Was kommt als Nächstes?"
In der Oder wurden auf polnischer und deutscher Seite in den vergangenen Tagen massenhaft tote Fische entdeckt und eingesammelt. Das Fischsterben wurde auf deutscher Seite am 9. August bekannt. Ein Schiffskapitän in Brandenburg hatte verendete Tiere gesichtet.
Die polnische Feuerwehr hat nach eigenen Angaben bisher 158 Tonnen toter Fische aus der Oder und dem kleineren Fluss Ner geborgen. Der Großteil entfalle dabei auf die verendeten Fische aus der Oder. In Brandenburg wurden nach früheren Angaben des Umweltministeriums mindestens 36 Tonnen geborgen. Der Fluss Ner entspringt südlich von Lodz und mündet in die Warthe. Er hat keine Verbindung zur Oder. Seit ein paar Tagen treiben auch im Ner tote Fische.
Die Ursache des großen Fischsterbens ist noch immer ungeklärt. Brandenburgs Umweltministerium hatte allerdings am Samstag mitgeteilt, dass bei Proben hohe Konzentrationen eines Pestizids mit dem Wirkstoff 2,4-Dichlorphenoxyessigsäure gefunden worden seien. Die Proben waren an der Messstelle Frankfurt (Oder) in der Zeit vom 7. bis 9. August entnommen worden. Es sei aber davon auszugehen, dass die nachgewiesene Dosis nicht unmittelbar tödlich für Fische gewesen sei. Der Wirkstoff wird etwa zur Bekämpfung von Unkraut eingesetzt.
Es sei weiter davon auszugehen, dass die Umweltkatastrophe mehrere Ursachen gehabt habe, erklärte das Ministerium. Die überhöhe Konzentration des Pestizids über mehrere Tage habe aber sicherlich Auswirkungen auf Tiere Pflanzen und Mikroorganismen gehabt. Möglicherweise sei das Pestizid am Oberlauf der Oder in noch höheren Konzentrationen vorhanden und am Messpunkt Frankfurt (Oder) bereits stark verdünnt gewesen.