
FIFA Arab Cup: Und plötzlich begeistert WM-Gastgeber Katar
DW
Der Arab Cup gilt als WM-Generalprobe für Katars Nationalteam. Die bisherigen Auftritte des Teams von Trainer Felix Sanchez haben ein Jahr vor der WM in dem Emirat schon so etwas wie Fußballeuphorie entfacht.
Felix Sanchez sah einfach nur unglaublich erleichtert aus. Sein Team hatte soeben im Viertelfinale des FIFA Arab Cups die Vereinigten Arabischen Emirate glatt mit 5:0 besiegt - ein sportlicher Triumph über einen großen Rivalen aus der Nachbarschaft. Das mit gut 63.000 Zuschauern ausverkaufte Al-Bayt-Stadion in Al Khor bebte beinahe. Es herrschte regelrechte Fußballbegeisterung im sonst in puncto Stimmung so kühl daherkommenden Emirat. Wahrscheinlich hätte sich der spanische Nationaltrainer Katars in diesem Moment der Genugtuung gerne ein Gläschen Wein gegönnt. Aber das geht ja nicht im Emirat, Alkohol ist im wahhabitischen Islam streng verboten.
Für Katars Team - und wahrscheinlich noch mehr für Trainer Sanchez - steht beim Arab Cup viel mehr auf dem Spiel als einfach nur das Abschneiden bei irgendeinem Turnier. Die Mannschaft muss nach Jahren intensiver Vorbereitung nun beweisen, dass sie allmählich bereit ist. Bereit für die WM 2022 im eigenen Land. Sie muss zeigen, dass sie stark genug ist, um sich in zwölf Monaten beim Kräftemessen mit den Besten der Welt nicht zu blamieren. Denn das wäre für Ausrichter Katar das Schlimmste. Ein schmähliches Scheitern würde den nationalen Stolz verletzen.
Das "Projekt Weltmeisterschaft" begann für Katars jetzige Nationalmannschaft mit dem Bau der Aspire Akademie in Doha im Jahr 2004. Wo für umgerechnet fast zwei Milliarden Euro das wohl modernste und größte Fußball-Leistungszentrum der Welt entstand, sollten sie herangezogen werden: jene Spieler, die bei der damals schon angestrebten Heim-WM glänzen sollten. Zwölf Fußballplätze umfasst das Gelände, dazu ein Indoor-Stadion, das 15.000 Zuschauer fasst und mit fast 250.000 Quadratmetern Fläche zu den größten Hallen-Sportanlagen der Welt gehört.
Hierher kam im Sommer 2006 der damals 30-jährige Felix Sanchez. Davor hatte der Jugendtrainer in "La Masia", der Talentschmiede des FC Barcelona gearbeitet - schon damals waren die Spanier Katars größte Hilfe beim Aufbau ihrer Fußballstrukturen. Sanchez übernahm den 1995er Jahrgang Katars und formte ihn über Jahre: Mit diesen Junioren ging er bis zur U19-Nationalmannschaft, die U20, U23, schließlich bis in die Nationalmannschaft, deren Trainer er seit 2017 ist.
Was sie in der Akademie schnell erkannten, war die Tatsache, dass selbst die besten Trainingsmöglichkeiten allein nicht ausreichen würden, um aus einem Land mit nur 2,5 Millionen Einwohnern und ohne wettbewerbsfähige Liga eine international wirklich schlagkräftige Mannschaft zu formen. Man verfuhr daher zweigleisig. Mit einem riesigen Scouting-Programm vor allem auf dem afrikanischen Kontinent wurden erfolgversprechende Talente nach Katar geholt - mit der Aussicht, sie möglicherweise einzubürgern. Zudem schlossen die Katarer mit über einem Dutzend europäischer Profivereine Kooperationsverträge ab. Die besten katarischen Spieler erhielten so die Möglichkeit, zeitweise ins Ausland zu wechseln, um in hochkarätigeren Ligen Spielpraxis sammeln zu können.