
Fetisch im Dreivierteltakt
Die Welt
Die Zauberstäbe der Dirigenten sind auch begehrte Sammlerobjekte. In Berlin wird jetzt eine der größten Sammlungen historischer Taktstöcke versteigert. Mit einem dirigierte der Wiener Walzerkönig.
Die einen haben sich damit schon ins Auge oder – wie Komponist Jean-Baptiste Lully mit letalen Blutvergiftungsfolgen im Jahr 1687 – in den Fuß gestochen. Der Taktstock des Dirigenten, früher als Tanzmeisterstab ein richtiger Stecken, ist nicht nur Arbeitsinstrument, sondern auch Waffe. Bisweilen fliegt er in der Hitze des Notengefechts auch einfach unkontrolliert durch den Raum.
Der Taktstock mutierte sogar zum Fetisch. Nicht so sehr die heute von Damen wie Herren gebrauchten. Die sind fast immer gleich: 20 bis 45 Zentimeter lang, zwei bis vier Millimeter im Durchmesser. Sie laufen spitz zu, sind aus leichtem wie stabilem Fiberglas oder Karbon. Der Griff besteht in der Regel aus Kork. Bis in die 1920er-Jahre hinein waren Taktstöcke freilich aber auch Geschenkobjekte für ganz spezielle Dirigiergelegenheiten.