Festnahmen in Türkei wegen organisierten Callcenter-Betrugs
n-tv
Mit Lügengeschichten locken falsche Polizeibeamte vor allem älteren Menschen viel Geld aus der Tasche. Deutsche und türkische Behörden sind den organisierten Callcenter-Betrügern seit Jahren auf der Spur. Nun waren sie erfolgreich.
München (dpa/lby) - Türkische und deutsche Sicherheitsbehörden haben erneut eine international agierende Bande von Telefonbetrügern ausgehoben. 30 Personen seien in Callcentern festgenommen worden, vor allem in der türkischen Provinz Mersin, aber auch in Izmir, Istanbul, Trabzon, Antalya und Denizli, berichtete das Polizeipräsidium München am Mittwoch. Auch Vermögenswerte von umgerechnet fast 1,6 Millionen Euro sowie Computersysteme und Büroausstattung wurden sichergestellt. Die Festgenommenen stehen unter Verdacht, als falsche Polizeibeamte jahrelang arglose Menschen vor allem in großen Städten wie München, Nürnberg, Stuttgart und Karlsruhe ausgenommen zu haben.
"Zumindest diesen Callcentern haben wir den Stecker gezogen und dadurch weitere Telefonbetrügereien verhindert", sagte Desiree Schellhorn. Sie ist Vizechefin der Arbeitsgruppe Phänomene, die dem organisierten Callcenterbetrug seit 2017 auf der Spur ist. Die Telefonbetrüger hätten ein kriminelles Netzwerk mit komplexen Infrastrukturen aufgebaut und damit in zurückliegenden Jahren Millionenbeträge gemacht. "Einige Großfamilien haben sich mit dieser Betrugsmasche regelrechte Geschäftsstrukturen aufgebaut und werden versuchen diese fortzuführen." Schellhorn hofft dennoch, dass die Festnahmen auf andere Täter abschreckend wirken werden.
Deutsche und türkische Behörden arbeiten seit vielen Jahren gemeinsam daran, den mutmaßlichen Drahtziehern auf die Spur zu kommen. Unter höchster Geheimhaltung habe man länderübergreifend Beweise gesammelt. Die Staatsanwaltschaft München I sprach von sehr langwierigen und komplexen Ermittlungen. In diesem konkreten Fall ermittle man bereits seit 2020 unter anderem gegen den Hauptverantwortlichen, der an seinem Wohnsitz in Mersin festgenommen wurde. Der von der Bande angerichtete Schaden wird nach bisherigen Erkenntnissen auf rund 2,1 Millionen Euro geschätzt.