FC Bayern erleidet Tiefschlag im Westen
DW
Der FC Bayern zeigt beim VfL Bochum eine desolate erste Hälfte und verliert am Ende mit 2:4. Die wilden Minuten vor dem Halbzeitpfiff werden auf beiden Seiten im Gedächtnis bleiben - mit sehr unterschiedlichen Gefühlen.
Von diesem Spiel wird noch weit über den 22. Bundesliga-Spieltag der Saison 2021/22 die Rede sein. "Zieht den Bayern die Lederhosen aus" hallte es kurz vor dem Pausenpfiff durch das Stadion in Bochum. Und es handelte sich hierbei keinesfalls um Zweckoptimismus des Bochumer Anhangs. Im Gegenteil: Ihr Team hatte dem Rekordmeister in den Minuten zuvor tatsächlich die sprichwörtlichen Lederhosen ausgezogen und einen 0:1-Rückstand in eine 4:1-Führung verwandelt.
Einige kurze Momente der Ungläubigkeit wichen schnell der Euphorie und Feierstimmung, gut 8.000 Fans feierten, sangen und lagen sich beseelt in den Armen. Lediglich bei den Gästen aus München blieb die Ungläubigkeit länger. Trainer Julian Nagelsmann saß nahezu regungslos auf Bank und brauchte offenbar etwas länger, um zu realisieren, was gerade geschehen war.
Nach dem Spiel war Nagelsmann gefasster und räumte auch eigene Fehler ein. Er hätte "früher handeln müssen", sagte der Bayern-Trainer und sprach bei "Sky" von einem "verdienten Sieg" für den Aufsteiger. "Man kann immer ein Spiel verlieren. Aber bei allem Respekt für den Bochum: nicht so." Nagelsmann beschrieb den Auftritt seines Team im ersten Durchgang als "relativ spannungslos". Und spannungslos war vor dem Spiel auch die Flutlichtanlage, denn eine Störung in unmittelbarer Nähe des Bochumer Stadions hatte einen Stromausfall zur Folge. Das Licht an den vier Flutlichtmasten blieb zunächst aus, auf Herbert Grönemeyers Kulthymne an "sein Bochum" musste auch verzichtet werden.
Doch das machte an diesem Samstag-Nachmittag in Bochum überhaupt nichts aus, denn "tief im Westen" wurde die Partie unter strahlendem Sonnenschein angepfiffen. Und dem "Kaiserwetter" folgte die Galavorstellung des VfL, dabei hatte es zu Beginn der Partie zunächst nicht danach ausgesehen. Robert Lewandowski brachte den Favoriten in der 9. Minute mit 1:0 in Führung, "Bayern business as usual" lag in der Bochumer Luft. Doch es sollte anders kommen. "Wir wollen zeigen, dass wir im Vergleich zum Hinspiel etwas gelernt haben", hatte VfL-Trainer Thomas Reis vor dem Spiel in Erinnerung an die 0:7-Klatsche in München - Bochums höchste Bundesligapleite überhaupt - gesagt.
Reis hatte seinem Team zuletzt außerdem attestiert, in der Offensive "nicht bundesligareif" zu sein. Ob der Trainer seine Spieler mit diesen Aussagen motivieren wollte oder mit Blick auf den Sahnetag seiner Offensivleute gegen Bayern einfach nur kollosal daneben lag, weiß wohl nur er selbst. Es wird dem ehemaligen VfL-Defensivspezialisten aber so oder so egal sein, denn was er und die VfL-Anhänger zwischen der 38. und 44. Spielminute mit ansehen durften, verdiente das "Prädikat Extraklasse".