Fans schildern schreckliche Szenen: "Den Abend gerade so überlebt"
RTL
Fliegende Pyrotechnik, eskalierende Fangewalt, viel Polizei - Fans schildern ihre Erlebnisse nach dem Spiel Hansa Rostock gegen den FC St. Pauli.
Es sind schreckliche Bilder von dem Zweitliga-Duell zwischen Hansa Rostock und dem FC St. Pauli. Pyrotechnik, eskalierende Fangewalt, einschreitende Polizisten. Es bleibt wenig übrig von einem attraktiven Fußball-Spiel. Stattdessen berichten Fans nach dem Spiel von völliger Eskalation, Angst und Wut.
Der Hintergrund: Während des Duells zwischen Hansa Rostock und dem FC St. Pauli eskalierte die Situation. Fans beider Mannschaften hatten sich hinter der Südkurve des Ostseestadions versammelt und bewarfen sich gegenseitig mit Pyrotechnik. Die Polizeibeamten griffen ein und drängten die Randalierer zurück in ihre Stadionbereiche. Im Stadion von Hansa Rostock befindet sich der Ultras-Block direkt neben dem Gästeblock. An diesem Abend eines Risikospiels eskalierte es dadurch schnell.
Ein weiblicher St. Pauli-Fan beschrieb die Situation auf dem Blog "Millernton" so: "Der Gang zur Toilette wurde brenzlig. Es wurde heftigst gegen die Trennwände getreten, in solch einer wahnsinnigen Lautstärke, dass man dachte, dass sie gleich durchbrechen. Zusätzlich wurden Leuchtraketen und Böller am laufenden Band hin- und hergeworfen, die auch direkt vor dem Damen-Klo ankamen, sodass wir uns dort erstmal verbarrikadiert haben. Das Böllern hörte auch erstmal nicht auf. Wir kamen die ganze Halbzeitpause nicht raus. Irgendwann kam die Polizei, aber ließ uns dann nicht mehr in den Block zurück. Völlige Eskalation."
Da war das Spiel gerade einmal 45 Minuten gespielt.
Nach dem Spiel wurde es offenbar noch schlimmer. Die Fans der Hamburger wurden hinter dem Gästeblock versammelt, die Tore nach außen verschlossen, ganze 45 Minuten warteten die Anhänger vom FC St. Pauli in eisiger Kälte auf den Bus. So wollte die Polizei Rostock das Aufeinandertreffen der Fanlger verhindern. Doch daran hagelt es Kritik der Pauli Fans. Wie es in dem Bericht auf dem Blog "Millernton" heißt, wurde wieder gegen die Wände getreten und Böller flogen in die wartende Menge der Gäste-Fans.
"Ich habe schon viel erlebt, aber solchen Böllern ausgesetzt zu sein und sich nicht wirklich bewegen zu können, war wirklich heftig. Die Polizei hat dann trotz dieser Böllerwürfe das Tor einfach nicht aufgemacht. Stattdessen wurden erstmal Wasserwerfer gegen beide Seiten eingesetzt. Und dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, wurde ein ganz kleines Tor am Ende der Reihe geöffnet. Von dort kamen wir auf einen größeren Platz, auf dem man sich auch ein bisschen sicherer fühlte und es auch nicht mehr ganz so eng war."
Die Polizei Rostock begründete das Vorgehen gegen die Fans so: "Durch konsequentes Einschreiten der Polizei, konnte ein unmittelbares Aufeinandertreffen verhindert werden. Nach Abpfiff der Partie versuchten die Fangruppen erneut im Stadion aufeinanderzutreffen. Wiederholt beschossen sich die Fanlager gegenseitig mit Pyrotechnik. Durch starke Polizeipräsenz und den Einsatz des Wasserwerfers konnten größere Ausschreitungen verhindert werden."
Die Polizei meint, durch das Einschreiten größere Probleme verhindert zu haben. Das dürften die Hamburger anders sehen. "So bleiben am Ende Wut, Unverständnis und Fragen: Wie konnte so etwas passieren?", heißt es auf "Millernton". Nach diesem Spiel haben die Polizei Rostock und die Fans auf jeden Fall einiges aufzuarbeiten. Auch die Frage, warum ein solches Risikospiel an einem Abend angesetzt war. Die einzig halbwegs gute Nachricht: Stand jetzt hat sich offenbar kein Fan ernsthaft verletzt. Doch bei diesen Bildern und Berichten war das wohl reines Glück. (lgr)