Faktencheck: Selenskyjs Tochter Oleksandra nicht nach Polen "geflohen"
DW
Die Tochter des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenksyj soll ihren Vater als "Nazi" beschimpft haben und "geflohen" sein, wird im Netz behauptet. Die Geschichte ist jedoch frei erfunden.
Um einer Person Äußerungen zuzuschreiben, die sie nie gemacht hat, werden heute vermehrt Deepfakes produziert, also manipulierte Videos, die realen Personen etwas völlig anderes in den Mund legen. Doch manchmal braucht eine Fälschung weit weniger technische Fähigkeiten, um viral zu gehen. So geschehen im Fall der angeblichen Tochter des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenksyj.
Behauptung: In den sozialenNetzwerken kursiert aktuell das Bild einer jungen Frau, die weint. Darunter steht dieser Text: "Oleksandra Selenska, Tochter von Wolodymyr Selenskyj, hasst ihren Vater, nennt ihn einen Nazi und Mörder des ukrainischen Volkes". Auch auf russischen Internetseiten wird diese Behauptung verbreitet.
DW Faktencheck: Falsch.
Die Frau auf dem Bild ist nicht Oleksandra Selenska, wie eine Bilderrückwärtssuche zeigt. Das Bild wurde aus einem Video ausgeschnitten, das bereits 2017 im Netz auftauchte. Selenskyjs Tochter, die 2004 geboren wurde, war damals gerade einmal zwölf Jahre alt und somit deutlich jünger als die Frau in dem Video. Zum Vergleich: In diesem Video ist Selenska elf Jahre alt.
Bei näherer Analyse des Videos von 2017 fällt auf: Die weinende Frau heißt offenbar gar nicht Oleksandra: Der Mann, der das Video aufnimmt und vermutlich ihr Partner ist, spricht sie als "Nastja" an, als er versucht, sie zu beruhigen. Nastja beschwert sich bei ihrem Gegenüber, dass er ihr kein neues Handy schenken wolle: "Du hast mir dieses IPhone vor fünf Monaten versprochen und es nicht gekauft!" Die beiden Personen im Video sprechen Russisch, nicht Ukrainisch. Und das Gespräch dreht sich nicht um Selenskyj oder die Ukraine.