Faktencheck: Mehr Extremwetter durch Klimawandel?
DW
Extremwetterereignisse werden häufiger und es liegt nahe, das mit dem Klimawandel in Verbindung zu bringen. Aber ist es so einfach? Wie lässt sich der Einfluss der Erderwärmung auf Extremwetterereignisse messen?
Nach monatelanger Trockenheit in vielen Teilen der Nordhalbkugel füllen nun zunehmend Meldungen über katastrophale Niederschläge die Schlagzeilen: Ende vergangener Woche lösten Starkregen in mehreren Teilen Deutschlands und Österreichs Überschwemmungen aus. Über die Himalaya-Region geht seit Wochen der Monsun-Regen hinweg, allein in Pakistan sollen dabei mehr als 800 Menschen das Leben verloren haben. Am Montag löste Dallas im US-Bundesstaat Texas nach schweren Unwettern Katastrophenalarm aus.
Schnell kommt die Erklärung von vielen Seiten: Der Klimawandel sei schuld an all den Desastern. Doch stimmt das überhaupt? "Extremwetter hat es immer gegeben und wird es immer geben", sagt die Klimaforscherin Sjoukje Philip vom Königlich-Niederländischen Meteorologischen Institut (KNMI), "aber der Klimawandel kann einen Einfluss auf die Häufigkeit und die Intensität haben."
Aber ist der Einfluss so groß, wie Medien, Politiker und Aktivisten gerne glauben machen? "Häufig spielt die globale Klimaerwärmung bei extremen Wetterereignissen tatsächlich eine Rolle, aber ihr Einfluss wird teilweise pauschal angenommen oder überbetont", sagt die Klimatologin Friederike Otto vom Imperial College in London.
Otto und Philip gehören der internationalen Forschungsgruppe World Weather Attribution (WWA) an. Das Netzwerk erforscht anhand von meteorologischen Modellen, in welchem Maße sich die Erwärmung der Erdatmosphäre auf einzelne Wetterextreme auswirkt.
Dafür nutzen sie meteorologische Modelle, wie sie auch zur Wettervorhersage eingesetzt werden. Diese Modelle, basieren auf den physikalischen Grundgleichungen die Wetter und Klima bestimmen. Mit ihnen, erklärt Otto, könne man die Atmosphäre simulieren - sowohl mit all den von Menschen emittierten Treibhausgasen, als auch ohne sie. Das heißt: in dem Zustand, in dem sie sich nach heutiger Erkenntnis vor der Industrialisierung befand. Durch den Vergleich beider Zustände berechnen die Wissenschaftlerinnen, wie sich die Veränderung der Atmosphäre auf Häufigkeit und Intensität bestimmter Wetterereignisse auswirkt.