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Faktencheck: Keine küssenden Impfgegner
DW
Tausende Impfgegner sollen sich bei Protesten in Deutschland geküsst haben, wird in einem viralen Post behauptet. Quelle soll die DW sein. Doch das Ganze ist ein Fake: Das Foto stammt aus Chile und ist nicht aktuell.
"Hält jemand einen Mistelzweig?", fragt ein Facebook-Nutzer sarkastisch und postet dazu den angeblichen Screenshot einer Meldung. Diese soll von "DW News" stammen, also dem englischen Nachrichtenangebot der Deutschen Welle.
Behauptung: "Deutsche Impfgegner empören Gesundheitsbehörden mit Protesten, bei denen sich Tausende küssen", soll eine Schlagzeile der DW lauten, begleitet von einem Foto des Protests.
DW Faktencheck: Falsch.
Das Foto zeigt weder Impfgegner in Deutschland, noch stammt die Schlagzeile von der DW. Auch ist das Foto nicht aktuell, sondern bereits zehn Jahre alt: Eine Bilderrückwärtsuche mit Tools wie TinEye oder Google führte das Faktencheck-Team der DW auf die Fährte chilenischer Studentenproteste. Ein in den Suchergebnissen gelisteter Blog ordnet das Bild einer Studentenprotest-Aktion in der chilenischen Stadt Concepción im Sommer 2011 zu.Eine Suche in der European Pressphoto Agency EPA verortet das Bild ebenfalls in Chile, nennt aber Santiago als Entstehungsort und den "World Kiss Marathon" für bessere Bildung als Anlass. Aufnahmejahr ist auch hier 2011.
Hintergrund der Aktion auf dem Foto sind chilenische Schüler- und Studentenproteste, die 2011 bis 2012 stattfanden und bei denen umfassende Reformen im Bildungssystem des Landes gefordert wurden. Eine Protestform waren dabei so genannte "Kiss-ins", über die unter anderem auch die New York Times und die BBC berichteten.