
"Fahrpläne werden nicht mehr gerechnet, nur noch geschätzt"
n-tv
Allein in diesem Jahr werden die Fahrpläne bei der Deutschen Bahn zwischen zwei und drei Millionen Mal geändert. Die Baustellen, Störungen und andere Probleme belasten die sichere Planung von Zugfahrten massiv. Und die notwendige Trendwende braucht Zeit.
Signalstörungen, Stellwerksausfälle und kaputte Weichen haben bei der Deutschen Bahn mittlerweile ein Ausmaß angenommen, das einen geordneten Ablauf des Zugverkehrs kaum noch möglich macht. Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" müssen die Fahrpläne der DB allein in diesem Jahr zwischen zwei und drei Millionen Mal geändert werden. Die Planung der Zugfahrten gerät zunehmend zum Lotteriespiel. "Fahrpläne werden nicht mehr gerechnet, sondern nur noch geschätzt", sagte ein Mitglied des Aufsichtsrats. Das sei ein "Riesenproblem" und führe zu einem "Kontrollverlust" bei den Fahrplänen. Die Sicherheit des Zugverkehrs sei dadurch zwar nicht beeinträchtigt, die Folgen seien dennoch "katastrophal".
Das gilt insbesondere für die Fahrgäste. Sie können sich überhaupt nicht mehr darauf verlassen, dass die Züge so fahren wie angekündigt. Die Fahrpläne erweisen sich zunehmend als leeres Versprechen, nachdem das Schienennetz jahrzehntelang mangelhaft gewartet wurde. Ständig kämen neue Langsamfahrstellen "in einer Größenordnung dazu, die man bisher nicht kannte", heißt es aus dem Aufsichtsrat. Solche Langsamfahrstellen werden eingerichtet, damit Mängel an Gleisen, Weichen oder Brücken nicht zu Unfällen führen.
Weil die Fahrpläne kaum mehr einzuhalten sind, hält die Bahn immer mehr Züge in Reserve - oftmals eher ältere Modelle. Diese werden immer dann eingesetzt, wenn die laut Fahrplan eigentlich vorgesehenen Züge ihr Ziel so spät erreichen, dass die nächste Fahrt hinfällig wird. So viele Reservezüge und das dafür nötige Personal sind jedoch teuer - und dürften auf Dauer laut SZ unbezahlbar sein.
