Für Jan Böhmermann ist die Deutsche Bahn „ein Witz“
Frankfurter Rundschau
Im ZDF Magazin Royale greift Jan Böhmermann nach der am tiefsten hängenden Frucht in ganz Deutschland. Die TV-Kritik.
Moderne und zuverlässige Züge, die jede Ecke der Bundesrepublik erreichen, wären in vielerlei Hinsicht wünschenswert: Dem Klima wäre geholfen, die allgemeine Lebensqualität wäre höher – und es würde im ZDF weniger TV-Beiträge über den Zustand unseres Bahnverkehrs geben.
In dieser Folge des ZDF Magazin Royale geht es tatsächlich um die Deutsche Bahn. Ein Thema, an das sich zuvor schon die Kollegen der Heute-Show oder Extra 3 herangetraut haben. Gleichzeitig schafft es Moderator Jan Böhmermann, sich über erstere Sendung lustig zu machen. Der Humor dieser Ausgabe unterscheidet sich jedoch kaum.
Der Einstieg gelingt Böhmermann über das Aufreger-Thema Spritpreise, bei dem manch einem Konservativen in den letzten Tagen die Sicherung durchgebrannt ist. Doch ein ZDF Magazin zum Autowahn in Deutschland hat es bereits vor Monaten gegeben. Da muss also die Bahn herhalten, die schließlich Millionen von Menschen täglich nutzen.
Böhmermann will zeigen, wieso mit der Deutschen Bahn momentan kein verlässlicher Zugverkehr möglich sei. Angriffsflächen bietet die Bahn zu Genüge. Als Beispiel werden neben hohen Preisen und verkommenen Bahnhöfen auch die fehlende Anbindung von mehr als 100 Orten und Städten genannt. Böhmermann zieht das Grundgesetz hinzu. Darin sei quasi das Recht der Deutschen auf Bahnfahren festgelegt – allerdings nur für den Fernverkehr, wie er später enthüllt. Alles andere solle in Deutschland das Auto erledigen. Und das sei politisch so gewollt.
Dazu seien seit 1994 zehn Prozent des Schienennetzes stillgelegt worden, aus rein ökonomischen Gründen, erklärt eine Expertin. Bahnstrecken mit einer Gesamtlänge von 3600 Kilometern seien betroffen gewesen. Seitdem würden falsche Prioritäten gesetzt und qualitative Standards erheblich vernächlässigt. Mit 525 Tochterunternehmen mache die Deutsche Bahn von Logistik bis Energieversorgung alles und überall – außer eben einen zuverlässigen Bahnverkehr zu schaffen (schon gar nicht von und nach Chemnitz). Vor der Bahnreform sei übrigens alles perfekt gewesen, scheint Böhmermann zu behaupten. Ein paar Interviews mit Bürgerinnen und Bürgern aus dem Jahr 1963, noch in Schwarz-Weiß, sollen das belegen.