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Für immer mit rosa Tutu im Netz
n-tv
Kimmy und Sammy sind Kinder und Internetstars. Bei Instagram und Youtube kann ihnen die ganze Welt beim Aufwachsen zusehen. Das klingt nach heiler Welt, ist aber eine ganz eigene Hölle, aus der es in Delphine de Vigans Roman "Die Kinder sind Könige" kein Entrinnen gibt.
Die Französin Delphine de Vigan ist bisher nicht gerade als Thrillerautorin bekannt. Ihr neues Buch "Die Kinder sind Könige", übersetzt von Doris Heinemann, kommt trotzdem auf den ersten Blick wie einer daher. Die sechsjährige Kimmy ist verschwunden, gerade war sie noch Schuhe kaufen und spielte mit ihrem großen Bruder Sammy und Kindern aus der Nachbarschaft Verstecken.
Mélanie Claux, Kimmys Mutter, erlebte selbst die Anfänge der TV-Trash-Formate mit. In ihrem Fall war es eine Fernsehshow, in der es auf den ersten Blick ums Verlieben ging. Die erträumte Karriere bleibt aus, zunächst jedenfalls. Jahre später ist sie eine Instagram-Mum, die ihre Kinder regelmäßig im Internet auftreten lässt. Da werden Schuhe gekauft, Crépes gebacken, immer läuft die Kamera, um den kindlichen Alltag mit der wachsenden Followerzahl zu teilen.
Die kinderlose Ermittlerin Clara Roussel schaut sich unzählige dieser Posts an, um Kimmys Verschwinden, das sich als Entführung herausstellt, auf die Spur zu kommen. Dabei erscheinen ihr die Kinder und besonders Kimmy zunehmend als Sklaven des erfolgreichen Familien-Blogs "Happy Récré". "Das Bedürfnis nach Anerkennung, das aus diesen Bildern sprach, war nicht zu übersehen. Mélanie Claux wollte, dass man sie anschaute, ihr folgte, sie liebte. Ihre Familie war ein Werk, eine Leistung, und ihre Kinder eine Verlängerung ihrer selbst. Die Flut von Emoticons, die sich bei jedem geposteten Bild über sie ergoss, die Komplimente über ihre Kleidung, ihre Frisur, ihr Make-up kompensierten sicher eine Schwäche oder eine Sorge."