
Für alle, die doch noch lesen wollen
n-tv
Endlich ist es früher dunkel, kälter, kuscheliger - Zeit zum Lesen! Langweilt Sie diese Einleitung für Texte, in denen es um Bücher gehen soll, auch so ungemein? Deswegen hier einfach der Hinweis: Lesen lohnt sich.
Hände weg vom Buch - damit ist ein bestimmtes gemeint, wie Sie im Folgenden noch lesen werden, und gilt hier ansonsten natürlich überhaupt nicht. Das Gegenteil ist der Fall: Es folgen ausschließlich Empfehlungen, von denen vielleicht "für jeden" etwas dabei ist.
Grundsätzlich nervt es ja erstmal, vor allem, wenn man selbst Journalistin oder Journalist ist, dass "die Medien" an allem Schuld sein sollen. Wer "die Medien" über einen Kamm schert, der liegt ernsthaft daneben, denn immerhin leben wir - noch - in einem Staat, in dem Medienvielfalt herrscht und jeder sagen, schreiben und denken kann, was er oder sie will. So auch der langjährige, inzwischen ehemalige ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk*, bekannt für seine scharfe Zunge und Nörgelei, der sein Urteil auf Twitter schon gefällt hatte, ehe es das Buch überhaupt zu kaufen gab und ehe Elon Musk Twitter verschlungen hatte: "Hände weg vom Buch! Diese zwei arroganten, selbstverliebten Hengste, die die Ukrainer verachten und keinen blassen Schimmer haben, lagen immer falsch, überall, wo man falsch liegen kann. Daher: Die beiden narzisstischen Typen einfach ignorieren. Nicht kaufen."
Um zu wissen, ob er Recht hat, wird Ihnen nichts anderes übrig bleiben, als das Buch zu kaufen. Allerdings könnte man auch das Gefühl haben, dass man alles schon kennt, denn inzwischen waren Precht und Welzer in noch mehr Talkshows als vorher schon. Reden können sie, schreiben auch - mit den Büchern, die sich auch gern mal um sie selbst drehen, erzielen sie hohe Leser- und dementsprechend auch hohe Käuferzahlen, allerdings stehen in "Die vierte Gewalt" auch viele Plattitüden: Es werde zu viel gesendet und zu wenig recherchiert, der Reporter stehe zu sehr im Mittelpunkt - weil er sich selbst zum Akteur macht - und Deutschland ist (allerdings bereits seit den 1950er Jahren) eine "Mediokratie". Also eine Gesellschaft, in der "die Medien" die Politik nicht nur beschreiben und begleiten, sondern sie aktiv beeinflussen, und zwar aus einem gewissen "Herdentrieb"-Gedanken heraus. Zu viel davon, und ich schlafe gepflegt über diesem Werk ein.