Fünf Jahre nach dem Anschlag am Berliner Breitscheidplatz
DW
Am 19. Dezember 2016 tötete der islamistische Attentäter Anis Amri mit einem LKW zwölf Menschen auf dem Weihnachtsmarkt. Die Hintergründe sind weiter unklar.
13 Mal werden an diesem Sonntag die Glocken der Berliner Gedächtniskirche läuten, für jedes der Opfer einmal. Genau um 20.02 Uhr, zur gleichen Zeit, als Anis Amri vor fünf Jahren mit einem gestohlenen Sattelschlepper auf den Weihnachtsmarkt raste. Und Deutschland schmerzhaft bewusst wurde, dass der Terror auch hierzulande angekommen ist.
Ein Mahnmal erinnert daran: ein goldfarbener Riss, der den Boden am Anschlagsort vor der Kirche mehr als 15 Meter lang durchzieht, auf den Treppenstufen zur Kirche sind die Namen der Toten eingraviert. Jetzt sind es 13 Opfer, nachdem in diesem Jahr noch ein Ersthelfer als Folge seiner schweren Verletzungen vom Attentat starb.
Bei der Gedenkveranstaltung wird auch Frank-Walter Steinmeier sprechen. Und eines ist sicher, der Bundespräsident wird dabei auch etwas über den Umgang mit den Opfern und den Angehörigen sagen. Der Psychologe Rainer Rothe, der viele der Leidtragenden therapiert, hatte sich in diesen Tagen an das Staatsoberhaupt gewandt, seine Vorwürfe wiegen schwer. Es habe "fatale und menschenverachtende Umgangsformen der Behörden" gegeben.
Hilfe sei gar nicht oder erst nach Monaten oder Jahren geleistet worden. Nach einer eigenen Befragung des Berliner Psychologen lagen zwischen Anschlag und Therapiebeginn im Durchschnitt 357 Tage, also knapp ein Jahr. Viele hätten sich aus lauter Frust irgendwann einen Anwalt genommen. Sein erschütterndes Fazit: Es fehle in vielen Institutionen Deutschlands Fachwissen in der Traumatherapie.
Kein Ruhmesblatt also für die deutschen Behörden fünf Jahre nach dem Anschlag auf dem Breitscheidplatz, und auch bei der Aufklärung des Attentats sind immer noch viele Fragen offen. Die entscheidende: War der tunesische Terrorist Anis Amri wirklich ein Einzeltäter und plante den Anschlag vollkommen allein? Pünktlich zum fünften Jahrestag berichtet der RBB, Amri habe den Auftrag zum Attentat von einem hohen Funktionär des sogenannten Islamischen Staates bekommen.