Fünf Dinge, die wir von Marlene Dietrich lernen können
DW
Sie floh vor den Nazis und eroberte Hollywood. 30 Jahre nach ihrem Tod am 6. Mai 1992 bleibt Marlene Dietrich unvergessen. Heute können wir uns an ihr ein Beispiel nehmen.
Sie war eine Ikone der Weimarer Republik, ein Hollywoodstar, eine Geflüchtete, eine Humanistin - und eine Frau, die wusste, wann es Zeit ist, sich von der großen Bühne zu verabschieden. Im letzten Jahrhundert erinnerte man sich an sie häufig als Sexobjekt oder als Hollywooddiva. 30 Jahre nach ihrem Tod in Paris lohnt es sich, einen frischen Blick auf eine Frau zu werfen, die ihrer Zeit weit voraus war - und heute so modern anmutet wie selten zuvor.
Marlene Dietrich schlief mit Frauen und mit Männern. Das war nie ein Geheimnis, namentlich erwähnt werden aber vor allen Dingen die Männer. Dabei sind ihre Liebhaberinnen nicht weniger glamourös: zum Beispiel die erfolgreiche US-amerikanische Schauspielern Tallulah Bankhead oder die einzigartige Joe Carstairs, mit bürgerlichem Namen Marion Barbara, die schon im frühen 20. Jahrhundert offen lesbisch lebte und sich eine Karriere als Rennbootfahrerin aufbaute.
Ihre Bisexualität schien Marlene Dietrich nicht zu bekümmern oder gar ein Politikum zu sein. Als der österreichisch-schweizerische Regisseur und Schauspieler Maximilian Schell sie einige Jahre vor ihrem Tod nach dem Sex mit Frauen fragte, während er den Dokumentarfilm "Marlene" (1984) drehte, antwortete sie ihm lapidar: "Ach, wissen Sie, da gibt's 'n Mann, und da liegt 'ne Frau, und dann legt er sich drauf, und dann passiert's halt, nich? - So ist's auch bei zwei Frauen." So erinnerte sich Schell einmal in "Der Welt". Eine Frau, die ganz offen und ganz selbstverständlich beide Geschlechter liebt - das ist auch heute noch lange nicht selbstverständlich.
Auch asexuelle Beziehungen führte "die Dietrich": So verliebte sie sich in den US-amerikanischen Schriftsteller Ernest Hemingway, der ihre Liebe auch erwiderte. Sie lebten sie aber nur per Brief aus.
Marlene Dietrich machte Kleidungsstücke, die vorher Männern vorbehalten gewesen waren, auch für Frauen salonfähig - und wurde damit zur Stilikone. In ihrem ersten Hollywoodfilm "Morocco" (1930, deutsch: "Marokko") küsste sie im Smoking eine andere Frau. Das hatte es auf der Leinwand noch nie zuvor gegeben, weder den Kuss, noch die Frau im Smoking. Privat ließ sie sich häufig in Hosenanzügen fotografieren, trug dabei Krawatte. So eignete sie sich die männliche Mode Stück für Stück an, nachdem ein typisch männlicher Zylinder sie zunächst zum Sexobjekt gemacht hatte: Eines der berühmtesten Fotos von ihr zeigt sie in Strapsen und im Zylinder, es ist eine Szene aus dem deutschen Film "Der Blaue Engel" (1930), der sie berühmt machte.