Führungsposten im Vatikan ab jetzt auch für Frauen
DW
Im Vatikan ist die neue Kurienverfassung in Kraft getreten, mit der Papst Franziskus den Behördenapparat der katholischen Kirche neu ordnet. Sie bringt einen großen Fortschritt für Frauen.
Das Reformwerk trägt den lateinischen Titel "Praedicate Evangelium" (Verkündet das Evangelium). Nach Ansicht von Kirchenkennern manifestiert sich darin ein deutlicher Reformwillen des 85 Jahre alten Oberhauptes der katholischen Kirche. Wichtigster Punkt der neuen Verfassung: Laien - und damit auch Frauen – können künftig Dikasterien - so etwas wie Ministerien im Vatikan und damit die höchsten Kurienämter - leiten. Das war zuvor lediglich Kardinälen und Erzbischöfen und damit ausschließlich Männern vorbehalten.
Außerdem stellt Franziskus die Kurie nunmehr stärker in den Dienst der Bischöfe in der Welt. In dem rund 50 Seiten umfassenden Dokument mit 250 Paragrafen spricht er von einer "gesunden Dezentralisierung" und davon, den "Hirten" Kompetenz zu überlassen.
Das Dokument erschien unangekündigt am 19. März dieses Jahres. Es war aber schon länger erwartet worden. Ein Rat hatte sich über Jahre mit der Ausarbeitung beschäftigt. Die neue Verfassung löste die bis dato geltende Ordnung "Pastor Bonus" (der gute Hirte) von Papst Johannes Paul II. aus dem Jahr 1988 ab.
Franziskus ordnete ferner die Räte, Kongregationen und Dikasterien neu und vereinheitlichte ihre Bezeichnung. Sie laufen nun alle unter der Kategorie Dikasterium. An erster Stelle steht das Dikasterium für Evangelisierung, dem der Papst selbst vorsteht. Dies gilt als ein Zeichen des argentinischen Papstes, die Verbreitung des Glaubens stärker zu gewichten. Das Almosenamt, das sich um die Belange Bedürftiger kümmert, wertete der Pontifex ebenfalls zum Dikasterium auf.
Zum Pfingstfest setzte sich Papst Franziskus ausdrücklich für eine "Kultur des Friedens" ein. Die Welt sei geprägt von den Pandemie-Folgen, von Hunger und Leid in vielen Teilen der Erde, sagte er in einer Videobotschaft am Samstagabend. Zudem gebe es Krieg - "Krieg zwischen Brüdern, Krieg unter Christen", so der 85-Jährige mit Blick auf die "Invasion der Ukraine". Die schwierige Lage im Jemen, im Libanon sowie das "Martyrium" der muslimischen Rohingya-Minderheit sprach er ebenfalls an.