
EZB schaltet bei Zinserhöhungen einen Gang zurück
DW
Die Inflation im Euroraum hält sich hartnäckig auf hohem Niveau. Die Europäische Zentralbank stemmt sich mit einer weiteren Zinserhöhung dagegen. Und die Notenbank stellt weitere Weichen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) drosselt im Kampf gegen die hohe Inflation ihr Zinserhöhungstempo etwas. Die Währungshüter um EZB-Chefin Christine Lagarde beschlossen am Donnerstag, den Leitzins um einen halben Prozentpunkt zu erhöhen - auf nunmehr 2,50 Prozent. Noch im Oktober und September hatten sie die Zinsen in Jumbo-Schritten um jeweils 0,75 Prozentpunkte nach oben gesetzt. Das teilte die Notenbank am Donnerstag in Frankfurt nach einer Sitzung des EZB-Rates mit.
Außerdem will die Zentralbank ihre Anleihenbestände von März 2023 an schrittweise zurückfahren. Gelder aus auslaufenden Wertpapieren ihres billionenschweren allgemeinen Kaufprogramms APP werden ab dann somit nicht mehr in vollem Umfang in den Kauf neuer Anleihen gesteckt. Bis zum Ende des zweiten Quartals 2023 sollen die Bestände monatlich im Durchschnitt um 15 Milliarden Euro verringert werden.
Die Währungshüter hatten angesichts der lange Zeit gefährlich niedrigen Inflation im März 2015 in großem Stil mit dem Kauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren begonnen. Die EZB sorgte sich vor einer gefährlichen Spirale aus Preissenkungen auf breiter Front und damit einhergehend einer schrumpfenden Wirtschaft.
Die Konjunktur im Euroraum ist aus Sicht der EZB auf Rezessionskurs. Im aktuellen und im nächsten Quartal könnte die Wirtschaft schrumpfen, sagte EZB-Chefin Christine Lagarde nach dem Zinsbeschluss. Ursächlich hierfür seien die Energiekrise, die große Unsicherheit, die globale Wirtschaftsflaute sowie verschärfte Finanzierungsbedingungen. Laut den jüngsten Projektionen der Experten der Europäischen Zentralbank dürfte eine Rezession jedoch relativ kurz und milde sein. Das Wachstum im kommenden Jahr dürfte sich dennoch verhalten entwickeln.
Auch EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni hat für den Winter eine Rezession im Euroraum vorhergesagt. Er geht davon aus, dass die Wirtschaft nicht vor dem Frühjahr in die Wachstumsspur zurückkehren wird. Laut Projektion der EU-Kommission dürfte das Bruttoinlandsprodukt im Währungsgebiet im nächsten Jahr nur noch um 0,3 Prozent steigen. Im Sommerquartal hatte BIP noch um 0,3 Prozent zugelegt.