EZB: Sberbank-Tochter geht wohl bankrott
DW
Die Sberbank gehört zu den größten Geldhäusern Russlands. Sanktionen infolge des Ukraine-Kriegs bringen nun ihren Europa-Ableger schwer in Bedrängnis.
Die wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine mit Sanktionen belegte Sberbank Europe AG wird nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) "wahrscheinlich" Pleite gehen. Aufgrund der "Auswirkungen der geopolitischen Spannungen auf ihren Ruf" habe die Sberbank "erhebliche Einlagenabflüsse hinnehmen" müssen, teilte die EZB am Montagmorgen mit.
Die Massenabhebungen hätten zu einer "Verschlechterung der Liquidität" geführt - und "es gibt keine verfügbaren Mittel", die eine "realistische Chance" auf eine Wiederherstellung der Liquidität böten. Die Bank werde daher schon "in naher Zukunft möglicherweise nicht in der Lage sein, ihre Schulden oder sonstigen Verbindlichkeiten bei Fälligkeit zu begleichen", so die EZB.
Die in Österreich ansässige Sberbank Europe AG hat auch Niederlassungen in Deutschland, Tschechien, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Serbien und Bosnien-Herzegowina. Sie ist vollständig im Besitz der russischen Muttergesellschaft, deren Mehrheitsaktionär die Regierung in Moskau ist. Zum Jahresende 2021 hatte die Sberbank Europe AG laut EZB eine Bilanzsumme von 13,6 Milliarden Euro.
Wegen der Zentralbank-Warnung verhängte die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) ein Zahlungsmoratorium über das Geldinstitut. Die Sberbank Europe AG darf demnach mindestens bis einschließlich Dienstag "keinerlei Auszahlungen, Überweisungen oder andere Transaktionen durchführen". Die einzige Ausnahme gibt es für Einleger, die zur Sicherung des "nötigsten täglichen Bedarfs" maximal 100 Euro pro Tag abheben dürfen. Zugleich wurde betont, dass Einlagen bis 100.000 Euro weiterhin durch das europäische Einlagensicherungssystem geschützt sind.
Am vergangenen Wochenende hatten die westlichen Staaten beschlossen, auch die Sberbank vom internationalen Swift-Finanzsystem auszuschließen. Dies wird Zahlungs- und Warenströme verlangsamen oder ganz verhindern, was die russische Wirtschaft hart treffen dürfte.