EZB hält Leitzins auf null Prozent
ZDF
Der Leitzins im Euroraum bleibt auf dem Rekordtief von null Prozent. Das entschied der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt.
Trotz der hohen Inflation belässt die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins zunächst bei historisch niedrigen null Prozent. Auch die beiden weiteren wichtigen Zinssätze ließ die Zentralbank unverändert, wie sie am Donnerstag mitteilte. Der Einlagenzins für Banken beträgt somit weiterhin minus 0,5 Prozent. Bei kurzfristigen Kapitalspritzen und sogenannten Übernachtkrediten werden wie bisher 0,25 Prozent Zinsen fällig.
Zugleich versicherte die Notenbank, alles zu tun, um Preis- und Finanzstabilität zu gewährleisten. Damit nahm sie auch Bezug auf den Ukraine-Krieg. Die russische Invasion sei ein "Wendepunkt für Europa" und schaffe ein unsicheres Umfeld mit dem Risiko, dass auch Finanzmärkte der Eurozone hineingezogen werden könnten.
Angesichts rasant steigender Preise ebnet die EZB zwei Wochen nach Ausbruch des Ukraine-Krieges den Weg für eine Zinswende. Sie signalisierte am Donnerstag, ihre milliardenschweren Anleihenkäufe schneller zurückzufahren und im dritten Quartal ganz auslaufen zu lassen. Das gilt als Voraussetzung für eine Abkehr von der Nullzinspolitik. Die monatlichen Anleihenkäufe im Rahmen des Programms APP sollen im April auf 40 Milliarden Euro verdoppelt werden. Im Mai will die EZB 30 Milliarden Euro investieren, im Juni dann noch 20 Milliarden Euro.
Den Zeitpunkt für eine Zinswende ließ EZB-Präsidentin Christine Lagarde allerdings offen. Diese könnte "einige Zeit" nach dem Auslaufen der Anleihenkäufe im dritten Quartal erfolgen, sagte Lagarde nach der EZB-Zinssitzung. Das könne eine Woche oder auch einige Monate danach bedeuten. Lagarde räumte zugleich ein, dass es unterschiedliche Ansichten im EZB-Rat gegeben habe.
Die EZB hob ihre Prognose zur Inflation in der Eurozone in diesem Jahr kräftig an und senkte zugleich den Konjunkturausblick. Statt mit zuvor 3,2 Prozent rechnet die EZB in diesem Jahr nun mit einer Inflation von 5,1 Prozent in der Eurozone, wie EZB-Chefin Christine Lagarde am Donnerstag sagte.
Die EZB strebt mittelfristig eine stabile Gemeinschaftswährung bei einer Preissteigerung von zwei Prozent an. Höhere Inflationsraten schmälern die Kaufkraft von Verbrauchern. Sie können sich für einen Euro dann weniger leisten. Kritiker werfen der EZB schon länger vor, mit ihrer Flut billigen Geldes die Inflation sogar noch anzuheizen.
Beim Wirtschaftsausblick senkte die EZB ihre Prognose auf 3,7 Prozent Wachstum, nachdem sie zuvor noch von 4,2 Prozent ausgegangen war. Auch für das kommende Jahr senkte die EZB den Ausblick leicht. Der Angriff Russlands werde nicht nur negative Folgen für die Wirtschaft der Eurozone haben, sondern habe auch die Unsicherheit "erheblich erhöht", sagte Lagarde.