
EZB-Chefin Lagarde fällt bei Mitarbeitern durch
n-tv
Inmitten von Rekordinflation und Energiekrise bescheinigen 40 Prozent der EZB-Mitarbeiter ihrer Chefin einen Mangel an Durchsetzungskraft. Lagardes Vorgänger Draghi hatte vom Personal der Zentralbank noch deutlich bessere Noten bekommen.
Das Vertrauen in die Führungsstärke von EZB-Präsidentin Christine Lagarde und ihr Direktorium ist bei vielen Notenbank-Beschäftigten einer Umfrage der EZB-Gewerkschaft IPSO zufolge derzeit mehr als mäßig. Laut den Ergebnissen haben zusammengenommen über 40 Prozent von 1562 befragten EZB-Beschäftigten nur ein geringes (28,6 Prozent) oder gar kein Vertrauen (12,0 Prozent) in die Führungsriege. Etwas weniger als die Hälfte bezeichnete ihr Vertrauen in die Führungsstärke der Präsidentin und der anderen fünf Mitglieder des EZB-Direktoriums als moderat (34,3 Prozent) oder groß (14,6 Prozent).
Die Umfrageergebnisse wurden EZB-Beschäftigten in einer E-Mail verschickt, die die Nachrichtenagentur Reuters einsehen konnte. Die Erhebung wurde von IPSO im Zusammenhang mit Verhandlungen über Gehälter und Homeoffice-Arrangements im Herbst organisiert. Die für 2023 vorgesehene Gehaltserhöhung von rund 4,07 Prozent wird von der Gewerkschaft als unzureichend bewertet angesichts einer Inflation, die zuletzt mehr als doppelt so hoch ausfiel im Euro-Raum.
Die Umfrage-Ergebnisse stellen Lagarde und ihrer Führungsmannschaft ein wenig schmeichelhaftes Arbeitszeugnis zu einer Zeit aus, in der die EZB im Kampf gegen eine ausufernde Inflation gefordert ist wie noch nie. "Dies ist eine ernste Sache für unsere Institution, da niemand eine Organisation ohne das Vertrauen ihrer Beschäftigten richtig leiten kann", erklärte IPSO. Der Erhebung zufolge sind viele Beschäftigte zudem hinsichtlich der Fähigkeit der Notenbank besorgt, ihre Kaufkraft zu schützen. 63 Prozent von 1565 Mitarbeitern gaben in der Umfrage auf eine entsprechende Frage an, besorgt zu sein. Nur 24 Prozent waren dies nicht. 13 Prozent antworteten, sie könnten das nicht angeben.
