
Explosion in Russland: Prominenter Kriegs-Blogger offenbar getötet – Verbindung zu Prigoschin?
Frankfurter Rundschau
Ein russischer Militärblogger und Kreml-Kritiker ist wohl bei einer Explosion in St. Petersburg getötet worden. Die Hintergründe sind noch unklar.
St. Petersburg – Bei einer Explosion im Zentrum St. Petersburgs ist offenbar ein bekannter russischer Militärblogger ums Leben gekommen: Der Kriegsberichterstatter Vladen Tatarsky sei bei der Detonation in einem Café getötet worden, berichtet die Staatsagentur Tass unter Berufung auf Rettungskräfte. Weitere 15 Menschen hätten Verletzungen erlitten.
Ersten Erkenntnissen zufolge sei ein Sprengsatz von mehr als 200 Gramm des Sprengstoffs TNT explodiert. Die Hintergründe sind allerdings noch unklar. „Die Polizei und die Rettungsdienste von St. Petersburg arbeiten ebenfalls vor Ort, die Ursachen und Umstände des Vorfalls werden ermittelt“, teilte das russische Innenministerium Tass mit.
Brisanterweise zählt Tatarsky zu den Kritikern des russischen Vorgehens im Ukraine-Krieg. „Ich gehe davon aus, dass die Ukrainer zwischen Ostern und dem 9. Mai die Gegenoffensive beginnen werden“, erklärte er erst unlängst auf seinem Telegram-Kanal. Anfang des Jahres hatte er öffentlich den verheerenden Zustand eines russischen Panzerbataillons beklagt.
Tatarsky war kein Kritiker der Invasion in die Ukraine als solcher. Laut einem Bericht der Agentur Reuters nahm er etwa im September 2022 unter den Teilnehmern einer Annexions-Zeremonie im Kreml teil. Wie auch andere Nationalisten kritisierte Tatarsky allerdings „Fehler“ und Versäumnisse bei der Umsetzung des Angriffs.
Reuters zufolge könnte der Vorfall eine weitere brisante Note haben: Dem Bericht einer lokalen Webseite zufolge gehörte der Tatort, ein Café namens „Street Bar“ auf dem Universitetskaya-Damm, einst dem Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin. Videos in den sozialen Netzwerken zeigten die Detonation. Unbestätigten Gerüchten zufolge hatte Tatarsky in dem Café ein Treffen abgehalten. (fn)