Explosion in Russland: Kriegs-Blogger getötet – War der Kreml beteiligt?
Frankfurter Rundschau
Ein russischer Militärblogger und Kreml-Kritiker ist wohl bei einer Explosion in St. Petersburg getötet worden. Die Hintergründe sind noch unklar.
Update vom 3. April, 7.55 Uhr: Der Tod des prominenten russischen Militärbloggers Vladlen Tatarsky bei einer Explosion in St. Petersburg lässt die Debatte um interne Streitigkeiten in Russland erneut aufflammen. Offenbar schließen einige Blogger eine Mitwirkung russischer Führungsebenen nicht aus. So auch der Blogger Wladislaw Pozdnyakow. Er habe bereits zweimal darauf hingewiesen, „dass das Beste, was ein Autor eines Z-Kanals jetzt tun kann, darin besteht, Russland zu verlassen und seine Aktivitäten vom Ausland aus zu betreiben“, schrieb er in seinem Telegram-Kanal. Bei Z-Kanälen handelt es sich dabei um Nachrichtengruppen auf Telegram, die die Invasion befürworten. Das „Z“ ist seit Februar 2022 zu einem Symbol des Ukraine-Krieges geworden.
„In Russland ist man nicht vor seinen eigenen Leuten geschützt, geschweige denn vor Fremden“, warnte Pozdnyakow weiter und schoss gegen die Sicherheit in Russland. Ausländische Agenten hätten „buchstäblich alle Institutionen der Russischen Föderation“ infiltriert, behauptete er. Die Attentäter von Tatarsky hätten schließlich ganz einfach eine improvisierte Bombe in das Treffen geschleust.
Der US-Denkfabrik ISW zufolge könnte es sich bei der Explosion auch um eine Warnung an Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin handeln. Die Explosion ereignete sich in einem Cafe im Besitz von Prigoschin, der in letzter Zeit immer wieder Kritik am russischen Verteidigungsministerium äußerte und sogar forderte, dass Kritik am Kreml sowie der Kriegsführung erlaubt sein sollte. Zudem könne Kreml-Chef Wladimir Putin den Vorfall sowie das Zerwürfnis zwischen einzelnen Militärbloggern nutzen, um kritische Stimmen in der Militärblogger-Szene zu zensieren, hieß es in dem jüngsten ISW-Bericht.
Update vom 2. April, 22.15 Uhr: Russische Behörden haben offenbar eine Verdächtige nach der Explosion in einem St. Petersburger Café festgenommen. Laut einem Bericht der Staatsagentur Interfax haben die Ermittler eine wohl erst 26 Jahre alte Frau als mutmaßliche Täterin ausgemacht. Der 1997 geborenen Frau wird die Ermordung des Kriegsbloggers Vladen Tatarsky vorgeworfen. Diese Information sei allerdings noch nicht offiziell bestätigt, hieß es dort.
Zuvor hatte eine angebliche Augenzeugin der Agentur Ria Nowosti geschildert, eine junge Frau habe eine „Skulptur“ zum Podium gebracht. Sowohl der Moderator des von Tatarsky bestrittenen Talks als auch Tatarsky selbst hätten die Büste in Händen gehalten und gelacht. „Wenig mehr als eine Minute später gab es eine Explosion und Rauch. Alle rannten“, sagte die Informantin der Nachrichtenagentur.