
Experten sehen bei vielen mentalen Krisen keinen Therapiebedarf
n-tv
Forscher aus NRW sehen bei vielen psychischen Problemen keinen tatsächlichen Therapiebedarf, obwohl Ärzte etwas Derartiges verordnen. Weil es zu wenig Behandlungsplätze gibt, geben sie Patienten lieber einen wertvollen Tipp.
Viele psychische Krisen sind einem Forschungsbeitrag zufolge oft normale Reaktionen auf Lebensereignisse ohne Therapiebedarf. Das geht aus einem wissenschaftlichen Beitrag von Forschenden der Universität Duisburg-Essen hervor, wie die Hochschule mitteilte. Oft würden bei Psychotherapien demnach Störungen behandelt, die bei genauerer Betrachtung keine seien. Angesichts eines Mangels an Psychotherapieplätzen sehen die Autoren dringenden Handlungsbedarf.
Die Forschenden weisen dabei auf eine Diagnosekultur seitens der Therapeuten hin. Zudem gebe es eine zunehmende Sensibilisierung der Gesellschaft für psychische Symptome. Dies könne dazu führen, dass vorübergehende Krisen als psychische Störungen eingeordnet werden. Bei Psychotherapeuten sei die häufigste Diagnose etwa die sogenannte Anpassungsstörung, wobei es sich um eine starke Reaktion auf ein vergangenes oder aktuelles Ereignis im Leben handelt.
"Jeder zweite verheiratete Mensch wird den Verlust des Partners oder der Partnerin erleben müssen", erklärte Mitautor Marcus Roth, Psychologe an der Universität Duisburg-Essen. Zudem würden fast alle Menschen mit dem Tod der Eltern konfrontiert werden. Trotz Trauer und Belastungen seien Ereignisse wie diese aber Teil des Lebens und meist nach etwa sechs Monaten überwunden oder deutlich verbessert.
