
Experten schätzen ein: Wie gefährlich ist Omikron-Infektion für den Einzelnen?
RTL
Was bedeutet eine Infektion mit der ansteckenden Omikron-Variante bei Ü60-Jährigen oder bei Menschen mit Vorerkrankungen? Und wie reagieren Kinder?
Sollten Sie aktuell eine rote Kachel in der Corona-Warn-App angezeigt bekommen oder jemanden kennen, der positiv auf das Coronavirus getestet wurde, dann liegt das vermutlich vor allem an der sich rasant ausbreitenden Omikron-Variante. Daten zeigen, dass schwere Verläufe seltener sind als bei der Delta-Mutation. Aber dennoch stellt sich die Frage: Wie gefährlich ist es für den Einzelnen, sich zu infizieren?
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Eine immense Omikron-Welle rollt durch Deutschland, längst ist die Virus-Variante vorherrschend. Was sicher scheint: Omikron verbreitet sich zwar besonders schnell, schwere Verläufe sind aber seltener. Im Podcast "Coronavirus-Update" des NDR fasst Virologin Sandra Ciesek zusammen: Nie sei das Risiko, sich zu infizieren, größer gewesen – zugleich sei das Risiko für eine schwere Erkrankung, wenn man geimpft oder geboostert sei, niedrig wie nie. Omikron verändert das individuelle Risiko bei einer Infektion, weswegen Experten weiter zu Vorsicht mahnen.
Der Hamburger Intensivmediziner Stefan Kluge verweist auf Daten aus mehreren Ländern, die zeigen, dass das Risiko, mit Omikron ins Krankenhaus zu müssen, im Vergleich zu Delta in allen Altersgruppen wohl um mehr als die Hälfte reduziert ist. "Das ist eine gute Nachricht", so der Lungenfacharzt.
Virologin Ciesek beruft sich im Podcast auf eine noch im Preprint – also ohne Überprüfung von Fachkollegen – veröffentlichte Studie aus Südkalifornien, die klinische Verläufe bei Omikron-Patienten mit denen von Patienten mit Delta vergleicht. Mit breiter Datenbasis zeige sich, dass Patienten mit Omikron seltener beatmet werden müssen und auf der Intensivstation liegen. Im Schnitt lägen sie bei Hospitalisierung zudem drei oder vier Tage kürzer im Krankenhaus.
Nach allgemeiner Einschätzung gelten Corona-Infektionen, bei denen man ins Krankenhaus muss, als schwere Verläufe. Christian Karagiannidis, wissenschaftlicher Leiter des Divi-Intensivregisters, sagt: "Wir wissen noch nicht so viel darüber, wie schwer bei Omikron das Lungenversagen ist, wenn die Erkrankten auf die Intensivstation müssen." Er gehe "nach ersten vorsichtigen Berichten" aus dem Ausland aber nicht davon aus, dass der Einsatz von Herz-Lungen-Maschinen (Ecmo) bei Omikron so häufig nötig sei wie bei Delta.
Ein enormer Einflussfaktor für den individuellen Schweregrad einer Infektion ist den Experten zufolge der Impfstatus. Die Grundimmunisierung mit Auffrischimpfung, also wenn man als geboostert gilt, schützt nach wissenschaftlichem Konsens zwar bei Omikron nicht unbedingt vor Ansteckung – aber zuverlässig vor schweren Verläufen.
Mit Blick auf US-Daten sagt Karagiannidis, derzeit seien etwa 90 Prozent der dort mit Corona im Krankenhaus liegenden Menschen ungeimpft. "Das ist sicher die Risikogruppe, bei der auch Omikron einen schweren Verlauf nehmen kann", so der Intensivmediziner. Er warnt auch vor dem Long-Covid-Risiko nach Erkrankung vor allem der Ungeimpften, das nicht unbedingt mit ihrem Schweregrad zusammenhänge.