
Experte: Impfpflicht-Diskussion hat Corona-Demos verändert
n-tv
Seit Beginn der Pandemie richtet sich auch Protest gegen die Corona-Politik des Landes. Die Debatte um die Impfpflicht mobilisiert dabei noch einmal ganz neu, erklärt ein Historiker.
Mannheim (dpa/lsw) - Durch das Impfen und die Diskussion um die Impfpflicht haben sich die Corona-Proteste aus Sicht eines Wissenschaftlers verändert. "Die Impfung ist ein Eingriff in den eigenen Körper und mobilisiert stärker als die Einschränkungen durch die Corona-Maßnahmen", sagte der Historiker Philipp Gassert von der Universität Mannheim. Zuvor habe vor allem die Ablehnung der Corona-Maßnahmen im Vordergrund gestanden.
Grundsätzlich gingen die Menschen auf die Straße, um ihrer Frustration und ihrer Wut über diese Situation, die jeden betreffe, Ausdruck zu verleihen, sagte der Inhaber des Lehrstuhls für Zeitgeschichte. Es sei nicht überraschend, dass es zu Protesten komme bei solch starken Eingriffen in den Alltag und die Grundrechte wie in der Corona-Pandemie. "Es wäre überraschend, wenn solche Proteste trotz dessen ausbleiben würden."
Die Zusammensetzung bei den Demonstrationen und sogenannten Spaziergängen ist aus Sicht Gasserts sehr heterogen. Inzwischen habe aber eine Zuspitzung durch radikale Gruppen, durch die AfD und offen Rechtsextreme stattgefunden. "Ein solcher Trittbrettfahrer-Effekt ist nicht unüblich, wenn Themen eine so breite Resonanz erfahren. Zugleich wissen wir: Je breiter der Protest, desto heterogener sind die Teilnehmenden." Der Großteil der Teilnehmenden richte sich nicht gegen die verfassungsmäßige Grundordnung, sondern sei verunsichert und versuche auch, sich auf der Straße zu orientieren, erklärte Gassert.