Experte: Hörgesundheit für Teilhabe am Leben wichtig
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Mehr Gehör für die Belange Gehörloser und Schwerhöriger: Der 3. März wird jedes Jahr als internationaler Tag des Hörens begangen. Experten weisen darauf hin, wie wichtig die Hörgesundheit ist.
Dresden (dpa/sn) - HNO-Spezialist Marcus Neudert hat vor Auswirkungen von Schwerhörigkeit vor allem in der Kinderzeit und im Alter gewarnt. "Es ist wichtig, das Hörvermögen so lange wie möglich aufrechtzuerhalten und so schnell wie möglich auszugleichen, wenn es schlechter wird", sagte der Professor vom Universitätsklinikum Dresden der Deutschen Presse-Agentur. Brillen oder Kontaktlinsen würden heute in der Gesellschaft als normal empfunden, Hörgeräte dagegen eher stigmatisiert. "In Deutschland ist die Versorgung mit Hörgeräten und Hör-Technologien noch immer dem Bedarf hinterher. Das muss sich ändern."
Neudert, Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunden und Leiter des HörCentrums am Uniklinikum, verweist auf Folgen dieser Einstellung. Ältere Menschen, bei denen der Hörverlust mit Hörgeräten ausgeglichen werde, hätten ein um das 1,3-fache geringeres Risiko, an einer fortschreitenden Demenz zu erkranken. Schwerhörigkeit führe oft zu einem sozialen Rückzug. "Der Opa geht nicht mehr zur Familienfeier, die ältere Frau trifft sich nicht mehr mit Freundinnen, weil sie dem Gespräch in der Gruppe nicht mehr folgen kann. Man gerät schnell in die Ecke, Dinge nicht mehr zu verstehen, weil man sie nicht hört."
Auch bei Neugeborenen und kleinen Kindern sei der Ausgleich von Hörschäden äußerst wichtig - etwa für den späteren Spracherwerb, so Neudert. Der jüngste Patient am HörCentrum ist gerade einmal zwei Monate alt. Taube Kinder werden heute zwischen dem 7. und 9. Lebensmonat mit Cochlea-Implantaten (CI) versorgt. Hier wird das Innenohr mit elektrischen Impulsen so gereizt, dass Höreindrücke entstehen. "Die gute Nachricht ist, dass wir heute aufgrund der Entwicklung der Medizinprodukte und Gerätetechnologien in der Lage sind, fast jede Form von Schwerhörigkeit zu behandeln - sei es mit einem konventionellen Hörgerät, mit passiven Mittelohr-Prothesen, teil-implantierbaren Hörgeräten oder mit CI. Das ist eine fantastische Entwicklung."