Experte: Geduld bei politischem Streitgespräch wichtig
n-tv
Mainz (dpa/lrs) - Der rheinland-pfälzische Argumentationstrainer Hans Jürgen Ladinek rät bei heiklen politischen Streitgesprächen zu Geduld und Zurückhaltung. "Ich empfehle zunächst, mit Fragen herauszufinden, warum der andere eine oft extreme Position hat", sagte der Referent der Landeszentrale für Politische Bildung. Die meisten Menschen seien für eine Diskussion erreichbar. "Wer spürt, dass er ernstgenommen wird, öffnet sich", sagte Ladinek der Deutschen Presse-Agentur. Viele Menschen klagen im Zusammenhang mit der Bundestagswahl am Sonntag über erhitzte Streitgespräche - etwa über die Corona-Pandemie.
"Viele Menschen haben schlicht Angst", sagte Ladinek. Zum Beispiel Angst vor der Pandemie oder vor Nebenwirkungen einer Impfung. "Viele dieser Auseinandersetzungen spielen sich auf rein emotionalen Ebenen ab. Das macht es so schwer, den anderen zu erreichen." Oft würden Fragen helfen wie: Woher hast du deine Informationen? Bist du schon einmal mit einer solchen Situation konfrontiert worden? "Fragen heißt, jemanden ernst nehmen. Wenn ich ein Gegenüber habe, bei dem ich merke, da ist ein Diskurs möglich, kann ich ihn zumindest zum Nachdenken bringen", sagte Ladinek, der 46 Jahre lang Polizist war.
Der 73-Jährige richtet seit 2001 Argumentationstrainings gegen "Stammtischparolen" aus. "Als Polizist war ich mehr als einmal mit Extremismus konfrontiert. Das hat mich beschäftigt, und ich habe gesagt: Dagegen muss man etwas tun. Meine Seminare richten sich an Menschen, die sich einmischen wollen für die Demokratie", sagte der Experte im pfälzischen Frankenthal. Rezepte biete er nicht an. "Aber wir machen Menschen sicherer im Umgang mit extremen Positionen."