Ex-Tennis-Profi Sergej Stachowski jagt jetzt russische Agenten
RTL
Früher kämpfte Sergej Stachowski auf den großen Tennis-Courts der Welt um Siege, nun verteidigt der 36-Jährige in Kiew als Freiwilliger sein Land.
Früher kämpfte er auf den großen Tennis-Courts der Welt um Siege, nun verteidigt Sergej Stachowski in Kiew als Freiwilliger sein Land – auch, indem er Jagd auf russische Agenten macht. In einem Interview spricht er nun über seinen Alltag und den grauenhaften Krieg.
"Jeder ist super motiviert, aber auch wütend und bereit, sich an der russischen Armee für ihre Gräueltaten zu rächen, für das, was sie der Zivilbevölkerung antun. Sie schlachten Familien ab, töten Zivilisten, vergewaltigen", sagt der 36-Jährige über die aktuelle Lage in seinem Land.
Stachowski hat den Tennisschläger gegen eine schwere Militärwaffe getauscht, den weißen Dress gegen erdige Tarnfarben. Erst im Januar hatte er seine Karriere beendet, nachdem er bei den Australian Open in der Qualifikation gescheitert war. Seit Wochen nun patroulliert Stachowski nun in Kiew, um für Sicherheit zu sorgen.
"Wir schauen, ob es russische Agenten gibt, und verhindern, dass Marodeure in Geschäfte einbrechen", verrät Stachowski der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Wir sind eine Gruppe von drei bis fünf Leuten. Wir haben einen Sektor, in dem wir patrouillieren. Jeder hat eine zweistündige Schicht, dann sechs Stunden Ruhepause, dann muss man wieder zwei Stunden raus, egal, ob es Tag oder Nacht ist."Lese-Tipp: In unserem Live-Ticker halten wir Sie über die aktuellen Entwicklungen in der Ukraine auf dem Laufenden.
Der ehemalige Sportler, der 2013 in der zweiten Runde von Wimbledon den Schweizer Tennis-Giganten Roger Federer ausschaltete, spricht ebenso über die großen Sorgen, die er sich macht. "Wenn man Putin sagen hört, dass die Ukraine nie existiert hat, dass sie von der Sowjetunion, von Lenin, erschaffen wurde, dass sie nie eine Geschichte hatte, dann versteht man: Sollte die Ukraine diesen Krieg verlieren, wird sie aus allen Geschichtsbüchern getilgt werden", so Stachowski, dessen Familie mit seinen drei Kindern in Budapest lebt. "Sie wird als Land von der Erde verschwinden.
Die Stimmung unter den Freiwilligen in Kiew sei derzeit gut, aber jeder sei auch besorgt "über die anderen Städte, die verwüstet werden und wo Menschen sterben." Eine Kapitulation seines Heimatlandes schließt der ehemalige Tennis-Star kategorisch aus. "Es ist nett, dass einige Leute denken, dass eine Kapitulation das Töten stoppt. Doch gerade Deutschland sollte wissen, welchen Preis Frankreich und Polen zahlten, als sie kapitulierten."
In dem Interview wendet sich Stachowski auch an die Politik – mit einer Bitte. "Politisch könnte die Unterstützung viel größer sein. Man muss den Himmel über der Ukraine schließen; auf dem Boden werden die russischen Truppen die Ukraine nicht schlagen. Die Ukrainer sind bereit, sich zu wehren. (sfu/dpa)
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