
Ex-Eintracht-Trainer Adi Hütter mit Gladbach in der Krise - und vor dem Aus?
Frankfurter Rundschau
Es ist zu einfach, die Krise bei Borussia Mönchengladbach nur an Trainer Adi Hütter festzumachen - auch Sportdirektor Max Eberl trägt eine Mitschuld
Der Neu-Gladbacher Marvin Friedrich kannte nach der Niederlage gegen seine früheren Mitspieler nur einen Weg. Die 1:2-Heimpleite der Fohlenelf gegen Union Berlin war gerade amtlich, da schlängelte sich der lange Innenverteidiger auch schon durch die Reihen der rot gekleideten Köpenicker. Jedem Einzelnen drückte der 26-Jährige anerkennend die Hand, nur einer kam ihm bei seinem tristen Parcours nicht zwischen die Finger: Max Kruse, der weit entfernt von Friedrich am Spielfeldrand stand und auf seinen Einsatz vor den Fernsehkameras wartete.
Mit seinen beiden Treffern hatte Kruse seinen Ex-Klub, für den er zwischen 2013 und 2015, in der recht kurzen Phase seiner Nationalmannschaftskarriere die Fußballstiefel schnürte, noch ein Stück weiter Richtung Tabellenkeller geschubst. „Es war sein Wunsch, hier ein Tor zu schießen. Dass es gleich zwei sind – umso schöner“, verriet Unions Trainer Urs Fischer, dessen erstaunliches Team sich mittlerweile auf Champions-League-Platz vier hinaufgearbeitet hat. Während Fischers Kollege Adi Hütter nach der siebten Niederlage aus den letzten neun Spielen und der immer realistischeren Abstiegsgefahr mehr denn je um seinen Bank-Job auf dem Pulverfass Borussia bangen muss.
Max Eberl, in solch brenzligen Situationen üblicherweise das Sprachrohr des Rautenklubs, trug am Samstag nichts zur Einschätzung der Vereinsführung bei. Der Sportdirektor fehlte, wie schon beim schmachvollen Pokal-Aus bei Zweitligist Hannover unter der Woche, krankheitsbedingt. Und die anhaltende Talfahrt wird die Genesung des Machers sicher nicht beschleunigen.
Eberl, 48, ist der Architekt eines auf Nachhaltigkeit ausgelegten Aufschwungs, der vor einem Jahrzehnt nach seinem Amtsantritt begann, als die Borussia erst in den Relegationsspielen gegen den VfL Bochum den Klassenerhalt schaffte. Trainer damals: Lucien Favre. Es gibt einige Episoden aus 2011, die Eberl stets hervorkramte, um bei Höhenflügen die Bodenhaftung zu wahren. Das ist ihm in Gänze gut gelungen. Der gebürtige Bayer hat über all die Jahre den Spagat zwischen Nostalgie und Realität hinbekommen; allein deshalb, weil ihm sehr regelmäßig die besten Spieler von der besser betuchten Konkurrenz weggekauft wurden.
Doch es ist ein weiterer Fluch der Pandemie, dass dieses Geschäftsmodell ins Wanken kam. Mönchengladbach hat auch deshalb die Mannschaft im Sommer kaum verändert, weil wegen Corona die Käuferklubs aus dem In- und Ausland nicht bereit waren, 30 oder 40 Millionen für einen Matthias Ginter, Denis Zakaria oder Marcus Thuram auszugeben.