Europawahl führt in der Ukraine zu einem Moment der Einigkeit
n-tv
Der Ausgang der Europawahl wird in der Ukraine mit Zufriedenheit und Sorge betrachtet. Zufriedenheit, weil die russlandfreundlichen Parteien weiterhin klar in der Minderheit sind. Sorge, weil unklar ist, wie es in Frankreich weitergeht.
Zum ersten Mal hat die Ukraine Europawahlen als EU-Beitrittskandidat verfolgt - mit der Entscheidung der EU-Kommission in der Tasche, dass die Kriterien für die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen erfüllt sind. Unter friedlicheren Umständen hätte dies im Land wohl ein gesteigertes Interesse am Ausgang der Wahl ausgelöst.
So aber stehen die Kampfhandlungen im Vordergrund. Auch die diplomatischen Bemühungen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ziehen mehr Aufmerksamkeit auf sich als die neuen Mehrheitsverhältnisse im Europäischen Parlament. So nahm Selenskyj am D-Day-Jubiläum in der Normandie teil, er besucht die Wiederaufbaukonferenz in Berlin und wird auch am Wochenende am G7-Gipfel in Italien teilnehmen. Von dort reist er zur Friedenskonferenz in die Schweiz.
Trotzdem war das Interesse an der Europawahl auch nicht klein, zumal sie aus ukrainischer Perspektive als richtungsweisend angesehen wurde. Das gilt nicht nur für die Chancen auf einen EU-Beitritt, sondern auch für die Zukunft der westlichen Unterstützung. Generell waren die Ukrainer von Anfang misstrauisch, ob der Westen seine "As long as it takes"-Formel auch wirklich ernst meint: Westliche Politiker von US-Präsident Joe Biden bis zum deutschen Kanzler Olaf Scholz betonen immer wieder, dass die Ukraine "so lange wie nötig" unterstützt werden soll.