Europa steht der Ukraine zur Seite
Süddeutsche Zeitung
Wenn Russlands Truppenaufmarsch die Europäer verunsichern sollte, geht Putins Plan nicht auf. Die Mehrheit ist sich einig, wer im Falle eines Angriffs die Ukraine verteidigen soll.
Ein Krieg in Europa - lange Zeit für viele Menschen undenkbar - erscheint den meisten Europäern angesichts der Ukraine-Krise wieder als mögliches Szenario: Umfragen der Denkfabrik European Council of Foreign Relations (ECFR) in Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, Polen, Rumänien und Schweden zeigen, dass die Mehrheit eine Invasion der Ukraine durch Russland noch in diesem Jahr für wahrscheinlich hält. Vor allem in den osteuropäischen Ländern herrscht diese Sorge vor; in Deutschland gehen immerhin 52 Prozent von einem russischen Angriff aus.
Große Einigkeit besteht in der Frage, dass in diesem Fall die Nato oder die EU die Ukraine verteidigen sollte - mindestens 60 Prozent stimmen hier zu.
Dabei bevorzugen Menschen in Polen, Deutschland, Rumänien und Italien einen Einsatz der Nato, Franzosen, Schweden und Finnen setzen hier eher auf die Europäische Union.
Und etwa die Hälfte der Befragten sieht die USA, Deutschland oder Frankreich in der Pflicht. Dass ihr eigenes Land sich an die Seite der Ukraine stellen sollte, findet allerdings nur in Polen eine Mehrheit (65 Prozent). In allen anderen Ländern reicht die Zustimmung von 43 Prozent (Schweden) bis 37 Prozent (Deutschland), unter den Finnen ist sogar nur jeder Fünfte dieser Meinung.
In Deutschland sind der Umfrage zufolge Anhänger der Grünen und der SPD etwas eher bereit, die Ukraine zu verteidigen, als Wähler der Union. Und unter den AfD-Anhängern sind die meisten gegen einen solchen Einsatz.