EU vernichtet Millionen Dosen Corona-Impfstoff
DW
Die Länder der EU entsorgen nach Angaben von Hilfsorganisationen bedeutend mehr ungenutzte Corona-Impfstoffdosen, als an afrikanische Länder gespendet werden. NGOs fordern erneut die Patentfreigabe bei COVID-19-Vakzinen.
Nach Angaben des Bündnisses "People's Vaccine Alliance", dem rund 100 Verbände angehören, wird die Europäische Union bis Ende Februar 55 Millionen Dosen COVID-19-Impfstoff entsorgen. Das seien 25 Millionen mehr als die 30 Millionen, die an afrikanische Länder gespendet worden seien.
Die Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten horteten die Impfdosen bis zum Verfallsdatum, hieß es. Lediglich acht Prozent der Impfstoffexporte aus der EU seien für den afrikanischen Kontinent bestimmt. Für Deutschland seien die Zahlen noch niedriger.
In Afrika gebe es einen erheblichen Mangel an Impfstoffen. Laut Oxfam haben dort erst elf Prozent der Bevölkerung zwei Corona-Schutzimpfungen erhalten, insgesamt 151 Millionen Menschen. Währenddessen hätten in der EU bereits 204 Millionen Menschen ihre Booster-Impfung bekommen. Mit Blick auf Afrika warnen die Aktivisten: "Der akute Impfstoffmangel verlängert die Pandemie auf unabsehbare Zeit und erhöht das Risiko neuer Virusvarianten."
Angesichts dieser Zahlen erklärte die "People's Vaccine Alliance" die internationale Impfinitiative Covax, über die Impfstoffe an Entwicklungsländer verteilt werden, für gescheitert. Statt auf die Verteilung von Impfstoffen müsse auf Produktion vor Ort gesetzt werden und die Patente für die Herstellung der Vakzine aufgehoben werden.
"Obwohl die EU mittlerweile weltweit die größte Exportmacht von Impfstoffen ist und stets die Partnerschaft mit Afrika betont, wird die Preisgestaltung der Impfstoffe allein den Pharmaunternehmen überlassen, die sich ausschließlich an der Profitmaximierung orientieren", erklärte das Bündnis aus Nichtregierungsorganisationen (NGOs).