EU: Russland setzt Hunger als Waffe ein
DW
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell fordert Russland auf, ukrainische Weizenexporte zu ermöglichen. Alles andere wäre ein Kriegsverbrechen, sagte Borrell beim Außenministertreffen. Bernd Riegert berichtet.
"Das Problem entsteht durch die russische Blockade von ukrainischem Getreide", sagte der oberste EU-Diplomat, Josep Borrell, beim Treffen der Außenminister der Europäischen Union am Montag in Luxemburg. Damit machte er noch einmal klar, wer seiner Meinung nach Schuld ist an der sich abzeichnenden weltweiten Getreidekrise.
Etwa 20 Millionen Tonnen Getreide in ukrainischen Lagerstätten sind nach Schätzungen von UN-Agenturen betroffen. "Millionen von Menschen werden diesen Weizen nicht essen können", warnte der EU-Außenbeauftragte und forderte Russlands Regierung erneut auf, die Blockade aufzugeben. Der Krieg werde "dramatische Konsequenzen" für die Welt haben, so Borrell: "Wir müssen erneut vor dem Risiko einer Hungersnot warnen, vor allem in Afrika."
Europäische Union und Vereinte Nationen arbeiten an einer Lösung: Es soll mit Russland und der Ukraine eine Art sicherer Korridor ausgehandelt werden für Schiffe, die Getreide - vor allem aus Odessa - durch das Schwarze Meer transportieren.
Borrell sagte in Luxemburg auf eine Frage der DW, es gebe Fortschritte und er sei sich sicher, dass die Vereinten Nationen ein Abkommen zustande bringen würden: "Ich hoffe, dass niemand am Ende in der Lage sein wird, dem Druck der internationalen Gemeinschaft zu widerstehen." Alles andere sei eigentlich undenkbar, so der EU-Chefdiplomat weiter. "Man kann sich nicht vorstellen, dass Millionen Tonnen von Weizen in der Ukraine blockiert werden, während der Rest der Welt hungert. Das ist ein wirkliches Kriegsverbrechen. Russland müsste sich dafür verantworten. Man darf Hunger nicht als Waffen benutzen."
Der russische Machthaber Wladimir Putin hatte vergangene Woche behauptet, der Westen sei mit seinen Sanktionen gegen Russland für die sich abzeichnende Hungerkrise verantwortlich. Die russische Regierung behauptet außerdem, dass russische Exporte von Getreide und Düngemitteln nicht mehr möglich wären.