EU hält Pipeline-Sabotage für wahrscheinlich
DW
Nach der Entdeckung mehrerer Lecks in den beiden Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 spricht nun auch der EU-Außenbeauftrage Josep Borrell von einer "vorsätzlichen Handlung". Die NATO beobachtet die Lage sehr genau.
Die Lecks an den Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und 2 von Russland nach Deutschland gehen offenbar auf Sabotage zurück. "Alle verfügbaren Informationen deuten darauf hin, dass diese Lecks das Ergebnis einer vorsätzlichen Handlung sind", erklärte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell im Namen der 27 Mitgliedstaaten. Jede vorsätzliche Störung der europäischen Energieinfrastruktur werde "mit einer robusten und gemeinsamen Reaktion beantwortet werden". Borrell nannte in der Erklärung keinen Verdacht, wer hinter einem möglichen Sabotageakt stecken könnte.
Zuvor hatte bereits EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf Twitter geschrieben, dass sie Sabotage für möglich halte. Sie warnte, dass jede vorsätzliche Unterbrechung der aktiven europäischen Energie-Infrastruktur inakzeptabel sei und die stärkstmögliche Antwort zur Folge haben werde. EU-Ratschef Charles Michel sprach ebenfalls von einem Sabotageakt.
"Ein Zufall ist kaum vorstellbar", hatte zuvor auch Dänemarks Regierungschefin Mette Frederiksen gesagt. Die Behörden seien zu der eindeutigen Bewertung gekommen, dass es sich um absichtliche Taten handele und nicht um ein Unglück. Innerhalb kurzer Zeit seien mehrere Explosionen beobachtet worden. Es gebe noch keine Informationen dazu, wer dahinterstecke, sagte Frederiksen vor Reportern in Kopenhagen.
Die Ministerpräsidentin war zuvor zu Besuch in Polen, wo in Goleniow nahe der Hafenstadt Stettin eine andere Pipeline eingeweiht wurde, die von Norwegen über Dänemark in das osteuropäische EU-Land führt. Dort erklärte der polnische Regierungschef Mateusz Morawiecki zu den Lecks, dies sei "wahrscheinlich die nächste Stufe der Eskalation, mit der wir es in der Ukraine zu tun haben".
Auch der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck sprach von gezielten Angriffen. Man wisse inzwischen sicher, dass die Lecks "nicht durch natürliche Vorkommnisse oder Ereignisse oder Materialermüdung entstanden sind, sondern dass es wirklich Attacken auf die Infrastruktur gegeben hat", sagte der Grünen-Politiker vor Vertretern von Spitzenverbänden der Wirtschaft.