EU-Bericht: Gleichstellung von Frauen in Gefahr
DW
Die Gleichstellung von Frauen mit Männern in der EU hat in der Corona-Pandemie Rückschritte verzeichnet. Das geht aus dem jüngsten Index des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen hervor.
Der Gleichstellungsindex bezieht sich in seiner jüngsten Ausgabe hauptsächlich auf Daten aus dem ersten Pandemiejahr 2020. Auf einer Skala von 100 Punkten - dies wäre vollkommene Gleichstellung - erreicht der Index einen Gesamtwert von 68,6. Das sind zwar 0,6 Punkte mehr als im Vorjahr; erstmals seit seiner Einführung vor zwölf Jahren weist der Index aber rückläufige Werte in den Bereichen Arbeit, Bildung und Gesundheit aus.
Das Institut spricht von "gravierenden Alarmsignalen". Für die Direktorin des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen im litauischen Vilnius, Carlien Scheele, belegen die Ergebnisse, "dass bestimmte Personengruppen, die in Krisenzeiten in der Regel anfälliger sind als andere, immer dann besonders gefährdet sind, wenn geschlechtsspezifische Aspekte massiv zum Tragen kommen".
Ohne die im Bereich "Macht" verzeichneten Fortschritte wäre der Indexwert insgesamt laut der Forschungseinrichtung gesunken. Diese Fortschritte seien zu einem Großteil auf die gestiegene Beteiligung von Frauen an wirtschaftlichen und politischen Entscheidungsprozessen zurückzuführen, die wiederum mit der Einführung gesetzlicher Quoten in einigen wenigen EU-Mitgliedstaaten in Zusammenhang stehe.
Insgesamt weisen die Länder nach wie vor sehr unterschiedliche Werte auf. Die höchsten Punktzahlen erzielten Schweden (83,9), Dänemark (77,8) und die Niederlande (77,3). Auf der anderen Seite haben Griechenland (53,4), Ungarn (53,7) und Rumänien (54,2) die größten Schwierigkeiten, die Gleichstellung voranzutreiben. Deutschland rangiert mit 68,7 Punkten knapp über dem europäischen Durchschnitt, allerdings mit einem leichten Zuwachs von 0,1 Punkten gegenüber dem Vorjahr.
hf/rb (kna, European Institute for Gender Equality)