
Es werde Licht
Frankfurter Rundschau
Der deutsche Frauenfußball, speziell Nationalmannschaft und Bundesliga, lechzen 2022 nach mehr Anerkennung und Sichtbarkeit – dabei eröffnet das nächste Jahr große Chancen.
Viele Worte hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) in seiner Rückschau auf das Jahr 2021 über seine Frauen nicht verloren. Erst im vorletzten Absatz einer längeren Gesamtbetrachtung, die neben den Interimspräsidenten Rainer Koch und Peter Peters auch die einst die Direktion Frauen und Mädchenfußball leitende Generaldirektorin Heike Ullrich unterzeichnet hat, finden sich einige wenige Sätze. Bei der um ein Jahr verschobenen Europameisterschaft in England werde das Frauen-Nationalteam sicher eine gute Rolle spielen, steht da. Und: „Unser Ziel heißt Wembley-Stadion, wo am 31. Juli 2022 das Finale stattfindet.“ Damit liegt die Messlatte also noch ein bisschen höher als bei DFB-Direktor Oliver Bierhoff, der den Vorstoß unter die letzten Vier von Männern wie Frauen im Turnierjahr 2022 einfordert.
Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg scheint ziemlich schnuppe, was die Vorgesetzten fordern – die 54-Jährige geht selbst mit dem höchsten Anspruch in die EM, nachdem sie bei der WM 2019 in Frankreich im Vorlauf zu wenig Zeit hatte, um ihre Vorstellungen durchzubringen. Das vermeidbare Viertelfinal-Aus führte dazu, dass die deutschen Fußballerinnen zu Hause waren, als in Lyon für die Finalspiele die großen Lichter angeknipst wurden. Drei Jahre seitdem ohne großes Turnier sind für die DFB-Frauen eine verdammt lange Zeit.
Die auch von der Bundestrainerin befeuerte Debatte um passende Anstoßzeiten für Frauen-Länderspiele in den öffentlich-rechtlichen Sendern („ich habe das Gefühl, dass wir da nicht wirklich weitergekommen sind“) hat ein bisschen von der Tatsache abgelenkt, dass nur die Turniere größere Publikumsschichten erreichen. Dennoch ist Voss-Tecklenburg ja zu verstehen, wenn „sie sich mehr Flexibilität in der Programmgestaltung“ wünscht. Denn: „Wir haben Werte, die es sich anzuschauen lohnt.“ Professionalität, Authentizität und Attraktivität etwa. Nebenbei verhielten sich die Frauen beim Thema Corona deutlich umsichtiger als die Männer, wie die extrem niedrige Zahl positiver Fälle in Nationalmannschaft und Bundesliga belegt haben. Und von Impfmuffeln à la Joshua Kimmich war nichts bekannt.