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Es geht ja nicht darum, ob es Vampire gibt
Die Welt
Gruselfilm und Genrekino waren gestern: „Blutsauger“ von Julian Radlmaier ergründet die marxistischen Ursprünge der Vampirlegende. Stammen die mysteriösen Bisswunden der Arbeiter vom blutsaugenden Kapital oder von chinesischen Flöhen?
Glaubst Du, dass es echte Vampire gibt? Eine ungewöhnliche Frage, zudem wenn sie in einem Vampirfilm gestellt wird. Doch Julian Radlmaier hat mit „Blutsauger“ einen Vampirfilm gemacht, wie man ihn noch nie gesehen hat. Es geht um die Ausgeburten der menschlichen Fantasie, ihre Beziehung zur Realität und die Frage, wohin sie führen.
Das Bild von den blutsaugenden Untoten hat nämlich so einige Ambivalenzen. Das stellt in der Eingangsszene auch ein Teilnehmer eines „marxkritischen Marx-Lesekreises“ fest, der auf ein paar Passagen im „Kapital“ hinweist, in denen Marx sich der Sprache des Gruselromans bedient: „Das Kapital ist verstorbne Arbeit, die sich nur vampirmäßig belebt durch Einsaugung lebendiger Arbeit“. Aussaugen als Metapher für Ausbeutung?