Erstmals mehr als eine Million Sterbefälle in Deutschland
DW
Erstmals seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland hat die Zahl der Sterbefälle in einem Jahr die Marke von einer Million überschritten. Mit der Corona-Pandemie hat das aber nur zum Teil zu tun.
1946 war in Deutschland ein schlimmes Jahr. Der Zweite Weltkrieg war gerade zu Ende, viele Städte zerstört und dazu eine Wirtschaft, die am Boden lag und den Menschen kaum das bieten konnte, was man zum Überleben brauchte. Die Folgen lassen sich bis heute in der Statistik erkennen: Auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland wurden damals mehr als eine Million Sterbefälle registriert.
Das ist seitdem nie wieder passiert - bis zum vergangenen Jahr. Auch 2021 mussten sich Menschen in Deutschland mehr als eine Million Mal von ihren Liebsten verabschieden - es wurden sogar rund 15.000 Sterbefälle registriert als 1946, wie das Statistische Bundesamt jetzt bekannt gegeben hat. Daraus zu schließen, die Zeiten seien heue genauso schlecht wie kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs, ist aber ein Trugschluss.
Grund ist vielmehr, dass in Deutschland zum einen deutlich mehr Menschen leben - und dass diese im Schnitt deutlich älter sind. 66 Millionen Einwohner gab es nach dem Zweiten Weltkrieg in den vier damaligen Besatzungszonen und in Berlin - was im wesentlichen dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik entspricht.
Heute liegt die Zahl der Einwohner mit mehr als 83 Millionen deutlich darüber. Hinzu kommt: Seit langem sinkt die Geburtenrate in Deutschland, was dazu führt, dass es immer mehr ältere Menschen gibt. Und obwohl die Lebenserwartung seit 1946 deutlich gestiegen ist, sind mittlerweile viele doch so betagt, dass sie sterben.
Schon vor der Corona-Pandemie war dieser Effekt der alternden Bevölkerung in den Statistiken erkennbar: Jedes Jahr stiegen die Sterbefallzahlen um durchschnittlich ein bis zwei Prozent.