Erste Daten von Weltraum-Teleskop: „James Webb“ schießt „Selfie“
Frankfurter Rundschau
Das neue Teleskop „James Webb“ soll die Frühzeit des Universums vor 13 Milliarden Jahren erforschen. Es ist an seinem Ziel angekommen und sendet erste Bilder.
Washington D.C. – Das neue Weltraumteleskop James Webb hat das erste Bild von seinem Einsatzort in den Tiefen des Alls zur Erde geschickt. Das teilte die NASA am Freitag (11.02.2022) mit. Das Teleskop nahm demnach ein Foto vom Stern HD 84406 aus dem Sternbild Großer Bär auf. Auf dem Bild ist ein schwarzer Hintergrund zu erkennen, davor sind 18 verschwommene Lichtpunkte abgebildet – ein „Selfie“ des Teleskops von seinen Spiegeln. Sie alle zeigen ein und denselben Stern, der durch die 18 Segmente des Hauptspiegels reflektiert wird.
Die ersten Wochen im All waren heikel: Das Teleskop hat einen 6,5 Meter großen Primärspiegel und einen Sonnenschild in der Größe eines Tennisplatzes, der das Gerät vor der Hitze der Sonne schützt. Um diese Teile in der Rakete zu verstauen, wurden sie gefaltet. In den Tagen nach dem Start musste sich das Teleskop im Weltall somit entfalten – die NASA spricht in diesem Zusammenhang von einem „High-Tech-Origami“. Das fünflagige Sonnenschild musste entfaltet, der Hauptspiegel, der aus 18 Segmenten besteht, ausgeklappt werden. Das alles geschah motorisiert im All. Rund 30 Jahre dauerte die Entwicklung und es kostete etwa 10 Milliarden Dollar.
Eine Ariane-5-Rakete hatte das Webb-Teleskop am 25. Dezember 2021 vom Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guyana aus ins All gebracht. Weil es zu groß für die Rakete war, musste es vor dem Start zusammengefaltet werden. Das Teleskop, das unter anderem Erkenntnisse über die Zeit nach dem Urknall bringen soll, hatte am 24. Januar 2022 sein Reiseziel erreicht.
„Das gesamte Webb-Team ist begeistert, wie gut die ersten Schritte der Bildaufnahme und der Ausrichtung des Teleskops verlaufen“, erklärte die an dem Projekt beteiligte Professorin für Astronomie an der Universität von Arizona, Marcia Rieke. Laut NASA soll das Bild dazu beitragen, die Ausrichtung des Spiegels einzustellen. Bisher nimmt die Mission also einen erfreulich problemlosen Verlauf – ein Erfolg, den sich Space-X-Unternehmer Elon Musk für seine Rakete auf Abwegen wohl auch gewünscht hätte.
Für die Wissenschaftler:innen ist jedoch zunächst weiterhin Geduld gefragt, denn erst nach einem halben Jahr ist das Teleskop nach Plan vollständig einsatzbereit. Bis dahin müssten noch die Instrumente herunter gekühlt und kalibriert und die Spiegel genau justiert werden. Das bislang leistungsstärkste Teleskop übertrifft seinen Vorgänger Hubble an Größe und Komplexität bei Weitem.