Erschreckende Studie zum Amazonas: Wird der Regenwald bald zur Savanne?
Frankfurter Rundschau
Der Regenwald im Amazonas hat eine Schlüsselrolle im Klimawandel inne. Laut einer neuen Studie könnte er dabei aber schon bald zur Gefahr werden.
Exeter – Im Kampf gegen den Klimawandel spielt der Regenwald im Amazonas eine der wichtigsten Rollen. Während das Biom aktuell CO2 speichert und die Krise somit hinauszögert, könnte irgendwann ein Kipppunkt erreicht sein, an dem der Regenwald dem Klima mehr schadet, als hilft. Einer neuen Studie aus Großbritannien zufolge ist dieser Zeitpunkt näher als gedacht.
In der Studie der University Exeter wurde die Widerstandsfähigkeit des Amazonas untersucht. Wie es darin heißt, lässt die Fähigkeit des Regenwaldes, CO2 zu speichern, bereits seit Jahrzehnten nach. Aufgrund von sterbenden Bäumen gab es sogar schon Zeitpunkte, an denen der Amazonas zur Kohlenstoffdioxid-Quelle wurde. In Zukunft könnte sich dieser Effekt verstärken. Schätzungen zufolge könnte ein Verlust von 20 bis 25 Prozent der Walddecke im Amazonasbecken ausreichen, um einen Kipppunkt zu erreichen. Dies würde bedeuten, dass sich der Regenwald in eine riesige Savanne verwandeln würde, was verheerende Folgen für das weltweite Klima hätte.
Die aktuelle Studie kommt nun zu dem Schluss, dass mehr als 75 Prozent des Amazonas seit den frühen 2000ern an Widerstandsfähigkeit verloren haben. Untersucht wurde dies anhand von hochauflösenden Satellitendaten zur Veränderung der Biomasse und der Produktivität in dem Regenwald. Besonders die Landnutzung durch Menschen und Trockenheit werden als Faktoren genannt, die den Amazonas schwächen. Laut Niklas Boers, einem der Co-Autoren der Studie, sei besonders letzteres alarmierend, da Fachleute mit einer „einer allgemeinen Austrocknung des Amazonasgebiets als Reaktion auf die vom Menschen verursachte globale Erwärmung“ rechnen.
Durch den Klimawandel trocknet also der Regenwald aus, wodurch wiederum der Klimawandel beschleunigt wird. Aber auch die direkte Beeinflussung des Amazonas durch menschliche Aktivität ist ein Problem, so die Autoren der Studie. Ihnen zufolge würde die Verringerung der Waldrodung „nicht nur die unmittelbar bedrohten Teile des Waldes schützen, sondern auch die Widerstandsfähigkeit des Amazonas-Regenwaldes auf einer viel größeren räumlichen Ebene fördern.“ Laut Gesche Jürgens von Greenpeace muss auch die EU ihren Teil dazu beitragen, da der Fleischimport und das Füttern von Nutztieren mit Futtersoja aus dem Amazonasgebiet erheblich zur Zerstörung des Waldes beitrügen.
Unter dem Regime des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro ist die Abholzung des Regenwaldes deutlich gestiegen. Deshalb hat eine Umweltorganisation Bolsonaro vor dem internationalen Strafgerichtshof angezeigt. (vbu/dpa)