Erschreckende Missstände in deutschen Pflegeheimen: Was tun Sie dagegen, Herr Lauterbach?
RTL
« Team Wallraff » konfrontiert den Gesundheitsminister mit erschütternden Undercover-Aufnahmen in privaten Pflegeheimen. Wie will er solche Missstände verhindern?
Gemeinsam mit seinem Undercover-Team hat Enthüllungsjournalist Günter Wallraff erschreckende Missstände in privat betriebenen Pflegeheimen aufgedeckt – und das nicht zum ersten Mal. Kaum Personal, Hygienemängel und Pflegefehler: Wann wird sich daran endlich etwas ändern? In der neuen Reportage "Team Wallraff – Jetzt erst recht!" konfrontiert Günter Wallraff Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mit den erschütternden Recherche-Ergebnissen. "Ich will nicht, dass es solche Einrichtungen gibt", so dessen klares Statement. Wie er die aktuelle Situation in der Pflege bewertet und was die Regierung tut, um solche gravierenden Missstände in Zukunft zu verhindern, sehen Sie im Video.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hält die Privatisierung der Pflegeheime Mitte der 1990er-Jahre im Nachhinein für einen Fehler: "Damals ist aus meiner Sicht der Fehler gemacht worden, dass man die Pflege dem Wettbewerb, also auch dem Profit-Wettbewerb, überantwortet hat. Rückblickend hätte ich es richtig gefunden, wenn die Pflege einfach eine kommunale Aufgabe geblieben wäre", so der Politiker im Gespräch mit Günter Wallraff für das RTL-Format "Team Wallraff – Jetzt erst recht!". Momentan sehe er aber keine rechtliche Möglichkeit, dies durchzusetzen: "Die privaten Investoren können nicht einfach enteignet werden. Das ist rechtlich so nicht machbar."
Insbesondere die Entwicklung der Pflegeheime von Kapitalgesellschaften, die im Ausland sitzen und mit sehr hohen Renditen arbeiten, bereitet dem Gesundheitsminister offenbar Probleme: "Da verlieren wir tatsächlich ein bisschen die Kontrolle. Auch über die Besitzverhältnisse, da wissen wir gar nicht genau, wem gehören diese Einrichtungen überhaupt? Wer macht mit diesen Pflegeeinrichtungen überhaupt im Moment Gewinn? Dass das falsch ist, das ist ganz offenkundig", so Lauterbach.
Der Regierung bleibe jetzt nur, "dass wir darauf schauen, dass die Qualität der Pflege überall gleich gut ist, egal wem die Einrichtung gehört." Das sei aber sehr schwierig, da Angehörige oft private Einrichtungen bevorzugen würden – "weil die eigenen Anteile dann niedriger sind".
Lese-Tipp: Wie finde ich ein gutes Pflegeheim?
Angesichts der erschreckenden Undercover-Aufnahmen, die das "Team Wallraff" in verschiedenen Einrichtungen des privaten Betreibers "Alloheim" gemacht hat, ist Lauterbachs Meinung eindeutig: Natürlich würde er selbst nicht in einem solchen Heim seinen Lebensabend verbringen wollen, sagt er.
Um solche Zustände zu beenden, sieht er jedoch vor allem die Bundesländer und Kommunen in der Pflicht – denn dort sind die Heimaufsichtsbehörden angesiedelt: "Ich will einfach nicht, dass es Heime gibt, die so funktionieren – das will niemand. Aber wo ist denn hier der Fehler? Der Fehler ist doch da, dass die Heimaufsicht offenbar trotz der Kontrollen, die ja gesetzlich vorgegeben sind, ein solches Heim nicht schließt, dass man das offenbar durchlaufen lässt. Von daher müssen wir noch mal an die Mechanik der Heimaufsicht heran."
Dass die Pflege in Deutschland unterfinanziert sei, beklage Lauterbach schon seit langem: "Wir haben einfach andere Prioritäten gesetzt." Die Enthüllungen von "Team Wallraff" als Beispiel für alle Pflegeeinrichtungen in Deutschland zu betrachten, hält der Gesundheitsminister jedoch für falsch: "Ich gehe fest davon aus, das sind Ausnahmen, das ist nicht die Realität der Deutschen. Die Pflege ist in der Summe in Deutschland durch sehr viel Engagement der Pflegekräfte getragen, aber die Bedingungen sind nicht gut und daher sollen diese Missstände nicht dementiert werden. Aber ich würde nicht sagen, dass das repräsentativ ist für die Pflege." Diese sei "im Großen und Ganzen in Deutschland gut organisiert, und die Menschen geben wirklich alles."