Ernährung im nuklearen Winter: Könnte die Fischerei unsere Ernährung sichern?
Frankfurter Rundschau
Putins Atombomben-Drohung im Rahmen des Ukraine-Kriegs verängstige viele Menschen. Eine Studie zeigt, ob die Fischerei uns im Fall der Fälle ernähren könnte.
Moskau/Potsdam/Barcelona – „Ich weise den Verteidigungsminister und den Generalstabschef an, die Abschreckungskräfte der russischen Armee in besondere Kampfbereitschaft zu versetzen“, sagte Wladimir Putin Ende Februar in einem im TV übertragenen Gespräch mit hochrangigen Militärvertretern von Russland. Ohne konkret zu werden, sendete er an den Westen das Signal: Wer sich in den Ukraine-Konflikt einmischt, könnte damit den Einsatz von Atombomben auslösen.
Auch die Angriffe der russischen Armee auf ukrainische Atomkraftwerke schürten Angst vor nuklearen Katastrophen. So stieg durch den Ukraine-Krieg nicht nur in Apotheken die Nachfrage nach Jod-Tabletten, sondern ähnlich wie zu Beginn der Corona-Pandemie leerten sich auch die Regale der Supermärkte sehr schnell.
Im Szenario eines Atomkriegs infolge der Kämpfe in der Ukraine stellt sich jedoch nicht nur die Frage nach der individuellen Versorgung, sondern auch die nach der langfristigen Ernährung der Menschheit.
Denn ein Atomkrieg würde einen nuklearen Winter auslösen, wie eine weitere Studie zeigt. „Wir stellen schwere Verluste in der landwirtschaftlichen Produktion fest, aber wir haben auch die Auswirkungen des Handels auf die örtliche Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln untersucht. Es zeigt sich, dass die großen Getreide-Regionen die Exporte kürzen würden und dann weltweit Länder unter Versorgungsengpässen leiden würden“, erklärt Leit-Autor der Studie Jonas Jägermeyr vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, dem NASA Goddard Institute for Space Studies und der Universität Chicago. „Wir wissen jetzt, dass ein Atomkonflikt nicht nur eine schreckliche Tragödie in der Region wäre, in der er passiert - er ist auch ein unterschätztes Risiko für die globale Ernährungssicherheit.“
Ein Gastbeitrag auf der Website der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen erklärt, was das bedeutet: Nicht nur würfen Pflanzen und Boden durch Radioaktivität auf der Oberfläche der Blätter kontaminiert werden. Sondern schon bei der Explosion von 50 Atombomben würde so viel Ruß in die Erdatmosphäre steigen, dass sich eine Art Decke um die Erde herum bilden würde. Man gehe davon aus, dass dadurch die Temperatur um etwa 10 Grad Celsius sinken würde, da die Rußdecke das Sonnenlicht abschirmt. Die Fotosynthese der Pflanzen wäre beeinträchtigt und die Erträge der Landwirtschaft würden sinken. Auch das marine Phytoplankton wäre davon betroffen.